300 Millionen Euro für Bewältigung der Coronakrise

Thüringer Landesregierung einigt sich auf Eckpunkte zum Haushalt

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei den Verhandlungen über den Haushalt Thüringens für das nächste Jahr wird die Landesregierung von einem deutlich höheren Niveau aus planen, als Finanzministerin Heike Taubert (SPD) das bislang erwogen hat. Das Land will 2021 mehr Geld ausgeben, um die Folgen der Coronakrise für Wirtschaft und soziale Infrastruktur abzufedern. Dafür plant die Minderheitsregierung von Linkspartei, SPD und Grünen die Aufnahme gewaltiger Kredite.

Am Dienstagnachmittag beschloss die Regierung auf einer Klausurtagung in Schloss Ettersburg bei Weimar, anstelle der tatsächlichen Ausgaben 2019 die Haushaltsansätze von 2020 als Planungsgrundlage für den Haushalt 2021 zu verwenden. Das würde zu Mehrausgaben in Höhe von fast einer Milliarde Euro führen. In den vergangenen Wochen hatte sich Finanzministerin Taubert noch vehement gegen dieses Vorgehen gewehrt. Nun ist sie einen großen Schritt auf ihre Kabinettskollegen zugegangen.

Die Ausgaben des Landes lagen 2019 nach vorläufigen Zahlen des Finanzministeriums bei 10,15 Milliarden Euro. Der Haushaltsansatz 2020 liegt bei 11,11 Milliarden Euro. Dass der Freistaat Geld nicht wie geplant ausgibt, liegt zum Beispiel daran, dass Gelder aus Förderprogrammen nicht abgerufen werden oder dass Bauvorhaben nicht so durchgeführt werden können wie beabsichtigt, etwa weil Firmen nicht zu den vom Land geplanten Preisen bauen wollen oder können.

Die Koalition hat nun zudem beschlossen, im nächsten Jahr weitere 300 Millionen Euro zu investieren, um dem Freistaat aus der Coronakrise zu helfen. Außerdem sollen coronabedingte Steuerausfälle und Konjunkturhilfen durch neue Schulden in Höhe von insgesamt etwa 1,82 Milliarden Euro gegenfinanziert werden. Dieser letzte Teil des Beschlusses ist nicht nur wegen der hohen Kreditsumme so bemerkenswert, sondern auch, weil Rot-Rot-Grün bislang Schulden - die unter Führung der CDU angehäuft worden waren - abgebaut hatte. Mehrere Kabinettsmitglieder hatten allerdings schon vor der Klausur erklärt, es ergebe aus ihrer Sicht keinen Sinn, »gegen die Krise anzusparen«.

Allerdings muss sich die CDU mit den Vorhaben noch einverstanden erklären. Denn für die Verabschiedung des Haushaltes 2021 ist die Erfurter Koalition auf die Union angewiesen. In einer ersten Reaktion auf die Ergebnisse der Klausur teilte diese aber mit, die Beschlüsse seien »enttäuschend«, weil damit keine Reformen verbunden seien.

Zudem hieß es unmittelbar nach der Klausurtagung aus dem Finanzministerium, dass das Haushaltsvolumen 2021 von jenem in diesem Jahr aus geplant werde, bedeute nicht, dass jedes Ministerium wieder genauso viel Geld zur Verfügung haben werde wie derzeit. Es könne deutliche Verschiebungen zwischen den Etats der Ressorts geben.

Darüber hinaus haben die Landtagsfraktionen der Regierungsparteien angekündigt, den Haushalt nachzujustieren, sollten sie mit den Schwerpunktsetzungen des Kabinetts nicht zufrieden sein.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -