Eine doppelte Herausforderung

Der Widerspruch zwischen dem Hochfahren der Wirtschaft und den Folgen fürs Klima ist unaufgelöst - und daher höchst ungesund, meint Stephan Fischer

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Während die Zahl der Coronainfektionen weltweit neue Höchststände erreicht und auch die Zahlen in Deutschland langsam wieder ansteigen, ist die Debatte um das Für und Wider der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie voll entbrannt. Man könnte auch sagen, völlig überhitzt – und dazu mag auch die derzeitige Hitzewelle beitragen. Diese lässt aber einen Blick auf einen Widerspruch offen zutage treten – für jene, die angesichts von Temperaturen jenseits von 36 Grad im Schatten und ausgetrockneter Flussbetten im Osten Deutschlands nicht nur von »schönem« oder überhaupt nur vom Wetter sprechen wollen - sondern auch vom Klima.

Das weltweite Herunterfahren wirtschaftlicher Aktivitäten im ersten Halbjahr dieses Jahres war für die Natur eine dringend benötigte Atempause. Für viele Menschen im globalen Kapitalismus allerdings eine Katastrophe, ohne Frage. Nun steht aber folgende Entscheidung: Wird das bisherige, im Endeffekt zerstörerische System einfach wieder hochgefahren? Im Moment wird jede Steigerung ökonomischer Kerndaten wie BIP oder Exportquote gefeiert – als Schritt zurück in Richtung »Normalität«. Ebenjene Normalität beschert der Erde allerdings seit Jahren steigende Temperaturen, verdreckte und dabei steigende Ozeane, abgeholzte und verbrannte Wälder und eben auch immer ausgedehntere und dem Menschen immer gefährlicher werdende Hitzewellen. Natürlich kann man steigendes Fieber im menschlichen Körper auch als Steigerung der körperlichen Aktivität feiern. Nur: Irgendwann ist halt Schluss und der Patient endgültig tot. Im übertragenen Sinne wird derzeit die Steigerung des wirtschaftlichen Fiebers zurück von 36,5 auf 38 Grad gefeiert und eine weitere Steigerung ersehnt. Für jeden Einzelnen, der von den Corona-Maßnahmen in seinen wirtschaftlichen Aktivitäten betroffen ist, ist das völlig verständlich. Nur: Auf lange Sicht und für die Menschheit als Ganzes ist das ohne massiven sozialökologischen Umbau überhaupt nicht gesund.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal