Werbung

Schmutzige Luft für die Armen

Ulrike Henning über das Versagen der EU in Sachen Gesundheitsschutz

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.

Innerhalb der Europäischen Union gibt es nicht nur politische Grenzen und sogar Gräben. Der Bericht der Europäischen Umweltagentur zeigt starke Unterschiede auch bei den gesundheitlichen Folgen von Umweltschäden. Jeder achte Todesfall stand im Jahr 2012 mit diesem Themenkomplex im Zusammenhang. Ausgewertet wurden hierfür WHO-Gesundheitsdaten zu Todes- und Krankheitsursachen. Das Alter der Zahlen könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Thema der Politik eher unwichtig erscheint. Denn von den vorzeitigen Todesfällen sind die meisten der Bevölkerung in ärmeren Staaten zuzuordnen. In Rumänien ist schon fast jeder fünfte Todesfall auf Umweltverschmutzung zurückzuführen, das ist EU-weit der höchste Anteil. Die niedrigsten Werte erzielen Dänemark und Schweden.

Einen Zusammenhang zwischen Armut und dem Risiko, an den Folgen der Umweltbelastung zu erkranken oder gar zu sterben, gibt es auch in Deutschland: Wer an großen Straßen lebt, ist stärker Luftverschmutzung und Lärmbelästigung ausgesetzt.

Kein Wunder, dass dieses Problem in ärmeren EU-Staaten besonders groß ist. Dem Wohlstandsgefälle im Staatenbündnis entspricht ein Gefälle bei Umweltvorschriften und deren Einhaltung. Die Weiterverwendung veralteter Technik, auch im Straßenverkehr, zeigt ihre Folgen in Großstädten wie Bukarest, deren Bevölkerung unter wachsender Luftverschmutzung leidet. Eigentlich sollte in einem politischen Konstrukt, das sich häufig auf die Einheitlichkeit seiner Werte beruft, die Verantwortung für die Gesundheit aller weiter oben stehen. Nur von einem ungebremsten Marktzugang zu profitieren, billige Produktionsbedingungen zu nutzen und Mitgliedstaaten als Entsorgungsplatz für eigene obsolete Konsumgüter in Anspruch zu nehmen - das ist auf jeden Fall zu wenig.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.