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Museen brauchen Moneten
Inga Dreyer über Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten
Es ist ein gutes Zeichen, dass es endlich eine Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland gibt. Wichtig ist, dass sich ihre Existenz trotz des komplizierten Namens schnell herumspricht. Denn die deutsche Gesellschaft muss sich beharrlich und intensiv mit Sammlungsgut gewordenem Unrecht beschäftigen. Zu prüfen, was überhaupt in den Museen lagert und wie es dort hinkam, ist dafür essenziell. Um diese Aufgabe zu stemmen, brauchen die Museen Unterstützung. Denn Geldmangel darf kein Argument sein, sich der Auseinandersetzung mit kolonialem Verbrechen zu entziehen. Es geht um Prozesse, die nicht nur Jahre, sondern Jahrzehnte dauern werden. Die Anlaufstelle ist als Pilotprojekt erst einmal für drei Jahre angelegt. Schon jetzt aber ist klar: Auch danach muss es weitergehen. Denn im komplizierten deutschen, von föderalen Strukturen geprägten Kultursystem braucht es eine solche Stelle, an die sich Menschen wenden können - aus Herkunftsgesellschaften, aber nicht nur: Vielleicht ermutigt die Anlaufstelle auch Deutsche, mal ihren Dachboden oder Kaminsims auszumisten. Die Mitbringsel von Onkel Heinz aus dem Irak oder Tante Erna aus Ägypten: Manchmal muss man gar nicht ins Museum gehen, um geraubtes Kulturgut zu finden.
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