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- Coronaregeln in Berlin
Der Senat macht es sich zu einfach
Claudia Krieg hat angesichts der Sperrstunde ein Lockdown-Dejá-Vu
Es ist ein harter Schlag ins Kontor. Nicht nur für die vielen Berliner Kneipen- und Barbetreiber*innen, die noch hofften, sich mit Hygienekonzepten nach dem Frühjahrs-Lockdown gegen ihre Insolvenz wehren zu können. Es ist auch ein Schlag für die Vernunft. Denn was auch immer in den vergangenen Wochen und Monaten passiert ist und sich derzeit in steigenden Infektionszahlen niederschlägt: Nichts davon kommt überraschend.
Nun hat man auf der Suche nach einfachen Regeln eben bei denen angefangen, auf die die Zeigefinger schon die ganze Zeit gerichtet sind: Menschen, die sich treffen, zusammen sind, feiern, und die man im Verdacht hat, dabei Alkohol zu konsumieren, zumindest soviel, dass sie nicht mehr wissen, wo der Abstand anfängt und wo er aufhört. Dass man drei Gläser Wein oder zwei Flaschen Bier nicht nur zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh trinken kann, kann man sich in Berlin jeden Tag anschauen. Dass man das auch im Kino und in der Oper machen kann, die, so hieß es, weiterhin unbedenklich besucht werden könnten, weil Abstand per sé, ignoriert doch völlig, dass es auch im Anschluss an den Genuss von Hochkultur schon zu heftigen Umarmungen gekommen sein soll. Oder, noch einmal anders: Ob es einen Unterschied macht, ob man sich in tiefster Nacht oder am frühherbstlich dunklen Abend trifft, wird das hochansteckende Virus kaum interessieren.
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Seit Monaten schwebt der Herbst wie ein Damoklesschwert über allen Orten, an denen Menschen zusammen kommen. Die Frage, wie die Schulen nach den Herbstferien weiter machen sollen, steht weiter riesig und unbeantwortet im Raum. Aber wieder trifft es die Kneipen- und Clubszene zuerst, die so gern und so lange als Aushängeschild der freien und wilden Hauptstadt gefeiert (!) wurde. Kein Mensch verhält sich immer verantwortlich. Auf manche trifft das öfter zu. Aber leider – Achtung Ironie! – kann man Verantwortung eben noch nicht impfen.
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