Die Welle schwappt zurück

Stephan Fischer zu Rechtsstaat und Corona in Polen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Zuletzt schien Polens Rechtsregierung sehr überzeugt, europäische Warnungen in den Wind schlagen zu können: Medienwirksam suspendierte die Disziplinarkammer des Obersten Gerichts eine prominente Richterin, ließ Poznańs Staatsanwaltschaft einen prominenten Anwalt und Kaczyński-Kritiker festnehmen. Bedenken der EU-Partner und Anordnungen werden ignoriert. Der Europäische Gerichtshof hatte im April angeordnet, dass die Kammer ihre Tätigkeit ruhen lassen muss - doch die arbeitet immer weiter.

Im Frühjahr und Sommer war sich die PiS ihrer Sache sehr sicher - »die EU kann uns gar nichts«. Und schon gar nichts in Sachen Rechstaatsmechanismus - die Androhung des Vetos gegen den EU-Haushalt ist ein mächtiges Pfund vor allem gegenüber jenen coronagebeutelten Staaten wie Italien oder Frankreich, die die erste Welle der Pandemie voll erwischt hat. Doch die zweite Welle trifft Polen nun mit noch mehr Wucht. Nun scheint sich die Blockadehaltung gegen Polen selbst zu richten. Und die Bevölkerung ist trotz des Auf und Ab der Wellen in Fragen EU erstaunlich stabil. Wie auch in einer anderen entscheidenden. Laut einer EU-Umfrage befürworten mindestens zwei Drittel den Rechtsstaatsmechanismus bei der Auszahlung von EU-Geldern. Und Volkes Meinung sollte selbst der PiS zu denken geben.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal