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Anschlag auf die Diplomatie
Alexander Isele über die Ermordung von Mohsen Fakhrizadeh
Es ist ein Willkommensgeschenk, auf das der zukünftige US-Präsident Joe Biden hätte verzichten können. Die Ermordung des iranischen Physikers Mohsen Fakhrizadeh lässt ihn vor dem Scherbenhaufen seiner Iran-Politik stehen, noch bevor diese überhaupt begonnen hat. Noch im Wahlkampf hatte Biden angekündigt, zum Nuklearabkommen von Barack Obama und zur Diplomatie mit Iran zurückkehren zu wollen. Die Worte von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nach dem Wahlerfolg Bidens klingen nun fast schon wie die Ankündigung der Ermordung Fakhrizadehs: »Es darf kein Zurück zum früheren Nuklearabkommen geben.«
Israels Regierung schweigt zur Urheberschaft des Anschlags, US-Geheimdienstmitarbeiter aber verweisen auf Israel. Netanjahu kann nun abwarten: Schlägt Teheran zurück, hätte der scheidende US-Präsident Donald Trump einen Anlass, noch vor Ende seiner Amtszeit den Iran angreifen zu lassen. Reagiert der Iran allerdings nicht, so hat Israel einen Erfolg erzielt, und die Hardliner in Teheran dürften die Regierung in einem internen Machkampf unter Druck setzen. Die scheidende US-Regierung wird mit beidem leben können. Die künftige Administration hingegen findet ihre diplomatischen Absichten schon vor Amtsantritt in Trümmern.
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