Raachermaa un Peremett

Spielzeug und Kunsthandwerk sind Folge eines Strukturbruchs

  • Lesedauer: 2 Min.

Seit dem 17. Jahrhundert ist das Erzgebirge auch international für Spielzeug und Kunsthandwerk aus Holz bekannt. Die Branche erblühte, weil die Menschen in der Region einen Strukturbruch verkraften und sich nach dem Niedergang des Bergbaus neue Einnahmequellen erschließen mussten. Dabei halfen Geschick und Erfindungsreichtum, die der Bergbau als eine »Hochtechnologiebranche« hervorgebracht hatte. Zu den regionalen Besonderheiten gehören das Reifendrehen, bei dem Ringe aus Holz so geformt werden, dass beim Aufschneiden Tiere entstehen, sowie die Herstellung von Spanbäumen. Wichtige Weihnachtsartikel sind der Räuchermann, im Erzgebirge »Raachermaa«, die Pyramide (Peremett) sowie Nussknacker und Schwibbögen, oft mit bergmännischen Motiven. Ein Großteil des Formenreichtums, sagt Igor Jentzen, der Leiter des Museums für sächsische Volkskunst in Dresden, geht auf eine Bergparade anlässlich einer fürstlichen »Jahrhunderthochzeit« zurück, bei der 1400 Bergleute im Jahr 1719 in Dresden höfischen Prunk erlebten. Das prägte später die Holzfiguren.

Die Branche ist traditionell kleinteilig strukturiert: Heimarbeit, Familienbetriebe, Manufakturen. In der DDR wurden etliche Volkseigene Betriebe und das Kombinat Holzspielwaren VERO Olbernhau gegründet, das formschönes Spielzeug herstellte; daneben bestanden viele Privatbetriebe fort. Heute sind im Verband erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V. rund 60 Mitgliedsbetriebe organisiert. 120 Handwerksunternehmen arbeiten in der 1919 gegründeten Drechslergenossenschaft Dregeno Seiffen zusammen und behaupten sich auf dem Markt, nicht zuletzt gegen Billigkonkurrenz aus Fernost. hla

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