Ein Sieg auch ohne Geld

Alexander Isele über das »Trostfrauen«-Urteil

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein moralischer Sieg - aber keiner, der sich in den Gelbeuteln der Klägerinnen widerspiegeln wird. Ein Gericht in Südkorea hat einer Klage von Koreanerinnen stattgegeben, die während des Zweiten Weltkrieges von der japanischen Besatzungsmacht als »Trostfrauen« für die eigenen Soldaten zwangprostituiert wurden. Nach dem Willen des Gerichtes sollen nun fünf der mittlerweile hochbetagten Frauen jeweils 100 Millionen Won (74 500 Euro) Schadenersatz von der japanischen Regierung bekommen Sieben weitere Klägerinnen haben das Urteil nicht mehr erlebt. Doch zur Entschädigung wird es nicht kommen, denn Japan weist das Urteil zurück und droht mit schwerwiegenden diplomatischen Konsequenzen.

Das Verhalten Japans ist beschämend. Seit Jahren weigert sich Tokio, den Frauen entgegenzukommen, behauptet, jegliche Entschädigungsansprüche seien durch einen bilateralen Vertrag von 1965 abgegolten, und verweigert eine Teilnahme an den Prozessen unter Berufung auf die Staatenimmunität. Demnach darf kein Staat über einen anderen zu Gericht sitzen. Ob das Vorgehen Japans aus rein rechtlicher Sicht korrekt ist, darüber wird weiter gestritten werden. Von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet, ist es empörend: Das Leid der 200 000 chinesischen und koreanischen Frauen kann mit Geld nicht wiedergutgemacht werden. Noch viel schlimmer ist aber die Ignoranz der japanischen Regierungsvertreter gegenüber jenen Menschen, denen ihr Land so viel angetan hat. So mag das Urteil zwar keine monetäre Entschädigung für die Frauen bringen, aber es zwingt Japan zu einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal