Leipzig sieht keine »Meisterpflicht«

1:0 gegen den 1. FC Union Berlin: RB geht mit gelassener Zurückhaltung auf Bayern-Jagd

  • Emanuel REINKE, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.

Julian Nagelsmann verzichtete auf eine Kampfansage an Bayern München. Mit RB Leipzig ist der Trainer nach dem Hinrundenabschluss der Fußball-Bundesliga zwar weiter erster Jäger des Rekordmeisters, unnötigen Druck will sich bei den Sachsen aber niemand machen. »Wir haben nicht die Pflicht, deutscher Meister zu werden«, sagte Nagelsmann nach dem 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gegen den 1. FC Union Berlin.

Vier Punkte Rückstand hat Leipzig auf den Spitzenreiter aus München. Vier Punkte, die RB in Nagelsmanns Augen unnötig herschenkte. Gegen Köln (0:0) und Wolfsburg (2:2) seien Siege möglich gewesen, rechnete der 33-Jährige vor: »Grundsätzlich sind wir mit der Hinrunde aber zufrieden.«

Vor allem angesichts der komplizierten Saisonvorbereitung sticht Leipzigs Abschneiden hervor. RB spielte - wie auch der FC Bayern - noch im August das Finalturnier der Champions League in Lissabon. Es folgten eine kurze Pause und eine erneute Dreifachbelastung in der Hinrunde.

An das gute Auftreten will Nagelsmann anknüpfen. »Wir versuchen unser Bestes, um erfolgreich zu sein und auch in der Rückrunde das Maximale rauszuholen«, sagte er.

Die erneute Qualifikation für die Champions League ist das Mindestziel. Ob es zu mehr reicht, liegt letztlich auch an Bayern München. »Da ist noch eine Mannschaft über uns«, sagte Nagelsmann, der kein Verständnis für die zuletzt aufkeimende Krisendebatte um die Bayern hatte.

Die Münchner hätten eine Phase gehabt, in der sie nicht die gewohnte Dominanz gezeigt hätten. Aber: »Sie haben trotzdem mindestens vier Punkte mehr geholt als alle anderen Mannschaften. Demnach kann die Krise nicht so schlimm sein.«

Sieg auch gegen den Favoritenschreck

Mut für die Jagd auf den Branchenprimus machte Nagelsmann der Auftritt gegen Union. Der Favoritenschreck der Liga, der zuvor unter anderem dem FC Bayern, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen Punkte abgetrotzt hatte, hielt auch gegen RB gut dagegen.

Die Geduld der Leipziger zahlte sich aber aus. Der eingewechselte Spielmacher Emil Forsberg (70.) brach den Bann. Der Erfolg sei für seine Mannschaft »ein kleiner Reifeprozess«, sagte Nagelsmann, der die Ruhe seiner Spieler lobte.

Anerkennung verdiente sich aber auch Union. 28 Punkte holten die Berliner in 17 Spielen, der Underdog entwickelte sich zum Überraschungsteam. Rang sechs und die Aussicht auf einen Europapokalplatz sind der Nachweis guter Arbeit. Das Fazit falle »natürlich positiv« aus, sagte Trainer Urs Fischer. An seinem Mantra hielt er dennoch fest. »Wir sind noch nicht durch. Die Zielsetzung bleibt gleich, das heißt: Klassenerhalt«, sagte der Schweizer: »Für das braucht es noch einige Punkte. Daran müssen wir arbeiten.«

Es gebe einige Dinge, »die wir besser machen können«, betonte Fischer. »Wenn ich mir die Statistik anschaue und bei Leipzig eine Passquote von 91 Prozent sehe und bei uns nur 79 Prozent. Man muss sich aus Drucksituationen lösen können und dabei genau bleiben. Das können wir verbessern.« Das sah auch Marvin Friedrich so. »Es geht immer besser«, meinte der Abwehrspieler. Die Niederlage in Leipzig soll schnell wieder wettgemacht werden. »Wir haben uns ein richtig großes Polster nach unten erarbeitet. Wir können selbstbewusst sein, aber man kann auch schnell in eine schlechte Phase kommen. Das hoffen wir natürlich nicht«, sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich. SID

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal