Molly unterwegs

  • Lesedauer: 2 Min.

Schon seit einiger Zeit hat sich das Spazierverhalten meiner Menschen verändert. Sie bezeichnen diesen Freizeitspaß als Geocaching. Und im Großen und Ganzen gereicht mir das neue Hobby zum Vorteil. Meine Leckerli-Bilanz kann sich auf diesen Ausflügen sehen lassen. Sie laufen mit mir etwa 200 bis 500 Meter, und dann darf ich suchen. Entweder gibt es direkt Futter zum Suchen und Fressen oder - und das ist fast noch besser - es gibt Gläser mit Gerüchen drin, die ich im Unterholz finden und anzeigen muss. Dafür gibt es noch mehr Futter. Oder, wenn es für mich besonders gut läuft, legen sie für mich eine Fährte, der ich nachlaufen kann.

Suchen und finden ist schließlich nicht nur was für Profis. Auch wenn meine Artgenossen, die Krebszellen oder Covid-Infektionen aufspüren können, sicher die versierteren Nasen haben oder besser ausgedrückt: die trainierteren. Dinge oder Gerüche identifizieren, aufspüren und wiedererkennen können alle Hunde. Immerhin nehmen wir, im Gegensatz zum Menschen, die Welt hauptsächlich auf diese Weise wahr. Das reine mehrstündige neben Menschen Hertrotten, ist für die meisten Hunde weder besonders aufregend noch besonders anspruchsvoll.

Was mich allerdings bei diesen Ausflügen irritiert: Auch meine Menschen suchen dann. Nur, was genau sie da eigentlich suchen und an welchem Geruch sie es erkennen, ist mir bislang ein Rätsel geblieben. Die gefundenen Behälter riechen nie gleich, und manche haben so viele unterschiedliche Menschengerüche, dass es nur noch verwirrend ist. Da rächt sich dann die gute Nase.

Auf jeden Fall freuen sie sich, so wie ich selbst, wenn sie endlich etwas gefunden haben. Ich sage euch: Menschen und Hunde sind sich gar nicht so unähnlich, wie man oft meinen mag.

Aufgeschrieben von Ulrike Kumpe

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