Ein Heft für Frauen, die Frauen lieben
Schwule Männer waren die Begründer der ukrainischen LGBTIQ-Bewegung. Einer der Gründe, warum Kateryna Semchuk das lesbische Heft »Lezo« ins Leben rief, ist, dass andere Erfahrungen noch immer weniger sichtbar sind. Im Moment gibt es, verglichen mit der schwulen Szene, nicht wirklich eine lesbische Community, sagt Semchuk. »Lesben haben weniger Raum, sich auszudrücken.«
»Lezo« ist dabei, das zu ändern. In den Zines (aus d. Engl. für magazine) steckt viel Mühe, sie sind liebevoll gestaltet und bieten Raum für diese Erfahrungen, für Reflexion und Kreativität. Alle, die sich als lesbische oder bisexuelle Frauen identifizieren, können selbst zum Heft beitragen und ihre Artikel, Gedichte, Geschichten, Zeichnungen oder Fotografien einsenden. »Lezo« ist also ein Heft von und für »Frauen, die Frauen lieben«, sagt Semchuk, egal ob cis, trans oder queer.
Los ging es mit »Lezo« im Jahr 2018, die erste Ausgabe beschäftigte sich mit dem Lesbischsein. Im »Lezo-Manifest« heißt es dazu: »Es ist Zeit, sichtbar zu werden! Es ist Zeit, eine lesbische Kultur zu schaffen!« Gerade ist die fünfte Ausgabe erschienen. Schwerpunktthema ist diesmal lesbischer Sex und Erotik. Zuvor hatte das Zine verschiedene Aspekte des Themas Körper abgedeckt - mit Beiträgen zu Körperbildern über Körperbehaarung bis hin zu Missbrauch. Und auch der Lesbenfeindlichkeit ist eine Ausgabe gewidmet: Der gängige Ausdruck Homophobie verdeckt, dass Lesben mit anderen Vorurteilen und Formen der Diskriminierung konfrontiert sind als schwule Männer. »Lesben werden meistens nicht ernst genommen«, sagt Semchuk. »Die Leute sagen zu einem: ›Du findest schon noch einen Mann.‹« Viele ignorieren oder tabuisieren die Existenz von lesbischer Sexualität, andere fetischisieren sie aus männlich-heterosexueller Perspektive. »Lezo« bietet einen Ort zum Austoben und Verletzlichsein innerhalb dieser Verhältnisse - und einen Beitrag, diese letztlich auch zu verändern.
Foto: Kateryna Paltus
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