Beruflich orientiert in der Pandemie

Die Veranstaltung seiDual informiert zu Ausbildungsplätzen, Bewerbung und Arbeitsbedingungen

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 3 Min.

Was kommt nach der Schule? Diese Frage ist in Zeiten, wo selbst die Schule ein permanenter Unsicherheitsfaktor ist, gar nicht so leicht zu beantworten. Am Dienstag und Mittwoch fand die Veranstaltung seiDual statt, zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie digital. Das Event, bei dem in dieser Woche rund 2.290 Teilnehmer*innen in Livestreams zugeschaltet waren, ist eine Ausbildungsinitiative der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die das Projekt auch finanziert. Die nächste Veranstaltung soll im Mai stattfinden.

Kontakt mit künftigen Auszubildenden

Karsten Berning, Geschäftsführer der Bäckerei Johann Mayer, nimmt zum ersten Mal an seiDual teil. Seine Bäckerei habe zwar genug Auszubildende, aber es fehle die Kommunikation mit dem Nachwuchs. »Ich finde die Möglichkeit gut, jungen Menschen so etwas zu ermöglichen, in Zeiten, wo der direkte Kontakt nicht so möglich ist«, sagt er zu »nd«. An den zwei Tagen können sich Ausbildungsinteressierte einloggen und Livestreams der Betriebe folgen. Dort werden Aufgaben aus dem Berufsalltag vorgestellt, oft berichten Auszubildende von ihren Erfahrungen. So zeigen die angehenden Zahntechnikerinnen Kristin und Friederike vom Dentallabor Rübeling und Klar, wie sie eine Zahnfüllung modellieren: »Ihr seht, es ist eine relativ ruhige und meditative Arbeit«, kommentiert Friederike. In anderen Streams werden Brezeln geformt und der Joystick eines Baggers erklärt. Im Chat können die digitalen Besucher*innen den Betrieben parallel Fragen stellen. Und die sind oft sehr pragmatisch: Wie viel verdient man? Wie lange geht die Ausbildung? Welchen Schulabschluss braucht man? Was kann man machen? Und: Wie kommt man zu der Urkunde, die die Teilnahme belegt?

Zu der kommt, wer sich drei Videos an den sogenannten Action-Points angesehen und einen Test absolviert hat. Über die Action-Points können Teilnehmer*innen gezielt nach Lehrbetrieben suchen, sich Videos von Auszubildenden und Ausbilder*innen sowie Bilder aus den Betrieben ansehen und direkt Kontakt mit den Unternehmen aufnehmen. »Auf der Online-Plattform von seiDual haben Schüler*innen die Möglichkeit, Ausbildungs- und Praktikumsplätze zu finden«, sagt Projektsprecherin Annika Kaupe zu »nd«. 73 Schüler*innen hätten angegeben, eine Ausbildungsstelle über die Plattform kontaktiert zu haben, ergänzt Projektleiterin Isabelle Krause. »Aber es geht für die Teilnehmenden erst mal um Orientierung, nicht direkt um die Vermittlung«, so Krause.

Bewerbung und Arbeitskampf

Über den Button »Bühne« auf der Internetseite erreicht man Informationen zu allgemeineren Themen. Hier stellen zum Beispiel Elsa Plathe und Alexander Behne von der DGB-Jugend Berlin-Brandenburg die Arbeit einer Gewerkschaft vor. Dort kommt die Zwischenfrage auf: Kann man auch streiken, wenn man Homeoffice will?

Für Interessierte an bestimmten Branchen, etwa Gastronomie oder Friseur, entstehen durch die Corona-Pandemie unterdessen ganz besondere Hürden. Zwar seien keine belastbaren wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, die eine differenzierte Bewertung der Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsmarkt ermöglichen, erklärt Stefan Strauß, Sprecher der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. Aber, so Strauß weiter: »Wenn, wie zum Beispiel im Gastgewerbe, Betriebe schließen müssen, wird in diesen Betrieben häufig auch nicht mehr ausgebildet.« Das könne sich auch auf künftige Ausbildungsplätze auswirken.

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