Facebook blockiert Nachrichteninhalte in Australien

Streit mit Regierung in Canberra um neues Online-Mediengesetz eskaliert

  • Lesedauer: 3 Min.

Brisbane. Im Streit um ein geplantes Online-Mediengesetz in Australien blockiert Facebook seit Donnerstag für Nutzer in dem Land den Zugang zu journalistischen Nachrichten. Die Regierung prangerte die Maßnahme als »plump« und »falsch« an. Facebook schade damit seinem Ruf in Australien, erklärte Finanzminister Josh Frydenberg.

Internetnutzer in Australien können nun nicht mehr Links zu journalistischen Artikeln auf ihre Facebook-Seiten stellen oder die Facebook-Seiten einheimischer und ausländischer Medien ansehen. Das Vorgehen des Internetgiganten führte zugleich dazu, dass mehrere Facebook-Seiten der Regierung nicht mehr funktionierten - darunter solche Seiten, auf denen normalerweise über die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie informiert und Warnungen vor Waldbränden, Sturzfluten und anderen Naturkatastrophen ausgegeben werden.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Auch manche Facebook-Seiten, auf denen Hilfe gegen häusliche Gewalt angeboten und auf denen für wohltätige Zwecke geworben wird, blieben plötzlich in Australien leer. Ein Facebook-Sprecher sagte jedoch, die Maßnahmen des Konzerns hätten keine Seiten der Regierung zum Ziel. Facebook-Seiten, die »unabsichtlich beeinträchtigt« worden seien, sollten wiederherstellt werden.

Human Rights Watch sprach von einer »alarmierenden und gefährlichen Entwicklung«. Einem ganzen Land über Nacht die Verbindung zu »lebenswichtigen Informationen« zu kappen, sei »skrupellos«, erklärte die Australien-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Elaine Pearson.

Zuvor hatte der für Australien zuständige Facebook-Manager William Easton mitgeteilt, sein Unternehmen habe sich »schweren Herzens« zur Blockade journalistischer Medieninhalte auf seinen Seiten entschlossen. Er warf der Regierung vor, mit ihrem Gesetzesvorhaben die Beziehungen zwischen dem Onlinenetzwerk und den traditionellen Medienhäusern »fundamental falsch zu verstehen«.

Finanzminister Frydenberg bekräftige, die Regierung halte an dem Gesetzesplan fest. Das jetzige Vorgehen von Facebook verdeutliche »allen Australiern die enorme Marktmarkt dieser digitalen Medienriesen«, betonte er.

Das Gesetz zur Regulierung des digitalen Nachrichtenmarkts wurde am Mittwoch vom australischen Unterhaus verabschiedet und liegt nun dem Senat vor. Mit dem Gesetz will die Regierung Facebook ebenso wie Google vorschreiben, den australischen Medienhäusern Nutzungsgebühren für die Verbreitung von deren journalistischen Inhalten zu zahlen. Der Entwurf sieht bei Verstößen Geldbußen in Millionenhöhe vor. Auf diese Weise soll ein Teil der Werbeeinnahmen der US-Onlineriesen an die traditionellen Medienhäuser weitergereicht werden.

Während Facebook nun mit seinen Blockademaßnahmen den Streit um das Gesetz verschärfte, setzt Google auf Deeskalation. Das Unternehmen handelte in den vergangenen Tagen Vereinbarungen mit mehreren australischen Medienunternehmen zur Veröffentlichung von deren Inhalten im Nachrichtendienst Google News aus.

Ein entsprechendes Abkommen wurde unter anderem mit News Corp, dem Unternehmen des Medienmoguls Rupert Murdoch, geschlossen. Im Rahmen dieser Vereinbarung werde Google »erhebliche Zahlungen« an News Corp leisten, teilte der US-Internetgigant mit. Konkrete Angaben zur Höhe dieser Zahlungen machte Google nicht. AFP/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal