Britische Mutation ist auf dem Vormarsch

Bis zu 50 Prozent ansteckendere Variante B117 dominiert positive Coronatests in Landeskliniken

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Während viele Berliner*innen angesichts sinkender Infektionszahlen auf die am kommenden Montag beginnenden Öffnungen im Bereich von Schulen und öffentlichen Bereichen warten, warnen andere mit Blick auf die Zunahme von Mutationen bei positiven Tests vor Lockerungen, die deren Ausbreitung weiter begünstigen würden. Derzeit stehen insbesondere die in England verbreitete Variante B117 sowie die in Südafrika nachgewiesene Mutation B1351 im Fokus. Beide Varianten tragen Mutationen unter anderem im Haupt-Oberflächenprotein, das sich an den menschlichen Rezeptor anheftet. Dies könnte dem Virus den Zugang zu den Zellen erleichtern und es potenziell ansteckender machen.

Dass diese Befürchtungen zu Recht bestehen, auch in Berlin, wo die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei einem Wert von 53,7 liegt, zeigt ein Blick in die aktuelle Testanalyse von Labor Berlin, das für die landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes Tests auswertet und deren Ergebnisse seit Kurzem wöchentlich veröffentlicht. Ziel ist es, einen besseren Gesamtüberblick über das Corona-Infektionsgeschehen in Berlin zu schaffen. Im Labor werden Proben mit positivem Sars-CoV-2-Nachweis zusätzlich auf die englische und südafrikanische Virusvariante geprüft. »Ein solider Überblick über das Infektionsgeschehen ist die beste Voraussetzung dafür, die weitere Verbreitung der neuen Mutationsformen des Virus einzudämmen. Wir wollen hier mehr Transparenz schaffen«, erklärt dazu Johannes Danckert vom Klinikmanagement bei Vivantes.

Entlang einer kontinuierlich ansteigenden Kurve lässt sich demnach in der am Mittwoch veröffentlichten Statistik einsehen, wie die britische Variante B117, der eine zu 50 Prozent höhere Ansteckung bescheinigt wird, sich anschickt, einen Großteil der positiven Tests auszumachen. Stand Mittwoch sind es 28 Prozent. Noch vor zwei Wochen waren es bei deutlich mehr Testproben nur acht Prozent, zwei Wochen davor nur vier Prozent. Das exponentielle Wachstum hat deutlich zugenommen. Mutationen der brasilianischen und südafrikanischen Virusvariante machen derzeit einen Anteil von knapp über einem Prozent aus.

»Ziel der zusätzlichen Testung ist grundsätzlich die Erfassung der Quote vorliegender bekannter Mutationen innerhalb einer Testkohorte. Daraus kann abgeleitet werden, ob sich die mutierten Viren im Vergleich zu anderen Viren effizienter verbreiten«, heißt es in einer Mitteilung der Charité. Dies steht angesichts der Entwicklung der Zahlen außer Frage.

Unterdessen wurde die Ende Dezember gestartete Corona-Impfkampagne in den Pflegeheimen der Hauptstadt nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung weitgehend abgeschlossen. Etwa 90 Prozent der Bewohner*innen seien einmal, weit über 70 Prozent bereits zweimal gegen Corona geimpft worden, sagte ein Sprecher am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Differenz zwischen Erst- und Zweitimpfung sei darauf zurückzuführen, dass manche Menschen zwischenzeitlich erkrankt oder in ein Krankenhaus gekommen seien und so zunächst keine zweite Spritze bekommen hätten. »Hier arbeiten wir jetzt nach«, so der Sprecher. Einige mobile Impfteams seien deshalb nun nochmals in Pflegeheimen unterwegs. Andere Teams impften nunmehr Menschen in Pflege-WGs.

Laut Robert Koch-Institut wurden in Berlin bis einschließlich Dienstag 38 422 Pflegeheimbewohner*innen einmal gegen Corona geimpft. 30 246 von ihnen erhielten die für eine Immunisierung wichtige Zweitimpfung.

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