- Kommentare
- Öffnungen im Saarland
Schlimmer als ein Dreijähriger
Die Öffnungspläne des Saarlands sind angesichts der steigenden Corona-Inzidenzen falsch
Dieser Tage führte ich ein kleines Gespräch mit meinem bald drei Jahre alten Sohn. Als er wach wurde, hörte er draußen die Vögel zwitschern, nach ein paar Minuten war es aber still. Er rief mich und sagte: »Ich will mehr Vögel singen.« Ich erklärte ihm, dass die Vögel selbst entscheiden und ich da nichts tun könne. Er beharrte: »Ich will mehr!«
Während ich darauf hoffe, dass dieses kleine Kind im Laufe seines Lebens lernen wird, das bestimmte Dinge gehen und andere nicht, habe ich bei den Teilnehmer*innen der Ministerpräsidentenkonferenz diese Hoffnung inzwischen verloren. Anders ist nicht zu erklären, wie der Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans (CDU), auf die Idee kommt, Fitnessstudios, Kinos, Theater und auch Biergärten ab dem 6. April wieder zu öffnen.
Angesichts der dramatisch steigenden Corona-Inzidenzen in ganz Deutschland sind solche Vorhaben einfach falsch. Ganz egal, ob Abstände eingehalten werden, ob viel getestet und weiter geimpft wird. Es ist zu befürchten, dass die Corona-Infektionen bei offenen Fitnessstudios nicht nur weiter dramatisch steigen, sondern durch die Decke gehen.
Natürlich kann man darüber streiten, ob die Öffnung von Kinos und Theatern genauso gefährlich ist wie die von Fitnessstudios. Doch entscheidend ist: Sie senden alle das falsche Signal. Den Menschen wird vermittelt, es handele sich um ein kalkulierbares Risiko, um eine Krankheit, deren Ausbreitung wir unter Kontrolle hätten. Doch an diesem Punkt sind wir leider noch nicht. Die geplanten Öffnungen sind daher unverantwortlich und sollten zurückgenommen werden – so verständlich der Wunsch nach Normalität auch sein mag.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.