• Politik
  • Verdeckter Ermittler in linker Szene

Der Feind im Bett

Ein Klimaaktivist will den Einsatz des Briten Mark Kennedy beim G8-Gipfel 2007 für rechtswidrig erklären lassen

Es gibt viele Unterschiede zwischen James Bond und Mark Kennedy. Der Filmheld macht Schurken unschädlich, die nicht weniger als die Welt vernichten wollen. Der britische Geheimpolizist dagegen schlich sich dagegen in linke Gruppen ein, um Dinge zu ermitteln, die auch durch den Besuch öffentlicher Veranstaltungen zu erfahren gewesen wären. Die von ihm Ausgespähten engagierten sich mit ausschließlich legalen Mitteln für den Klimaschutz und kämpften gegen die Ausplünderung des globalen Südens. Besonders perfide: Mehrmals ging Kennedy gezielt Liebesbeziehungen mit Frauen ein, um sie zu bespitzeln. Noch so ein Unterschied zum »Spion, der mich liebte«: Die Damen, die Bond bezirzte, wussten, wen sie vor sich hatten. Die britische Aktivistin Kate Wilson und andere Frauen aber hatten keine Ahnung, dass der Mann, von dem sie glaubten, er liebe sie, nicht der Umweltschützer Mark Stone war, sondern Verdeckter Ermittler der Spezialeinheit »National Public Order Intelligence« der britischen Polizei. Die betroffenen Frauen wurden von ihm nicht nur ausgespäht, sondern in ihren intimsten Gefühlen verletzt, gedemütigt und missbraucht.

Vor dem Schweriner Verwaltungsgericht wird jetzt zwar nicht gegen Kennedy selbst verhandelt, aber über einen Einsatz des heute 51-Jährigen im Auftrag des Landeskriminalamts Mecklenburg-Vorpommern vor und während des G8-Gipfels in Heiligendamm 2007. Der in Berlin lebende Klimaaktivist Jason Kirkpatrick wolle den damaligen Einsatz des Briten für rechtswidrig erklären lassen, berichtet der Journalist Andreas Förster unter anderem im aktuellen »Freitag«.

Kennedy selbst zeigte sich nach seiner Enttarnung durch britische Linke im Jahr 2010 selbstkritisch: »Wir haben keine Drogen-, Waffen- oder Kinderhändler unterwandert, sondern Leute mit sozialer Gesinnung«, sagte er in einem Interview.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal