Der Knastkakao-Monopolist

Ein Nachruf auf den gefallenen Star-Investor Bernie Madoff.

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Bernie Madoff konnte es einfach nicht lassen. Selbst im Gefängnis musste er noch spekulieren. Im Butner-Bundesgefängnis in Durham, im US-Bundesstaat North Carolina, soll er den Kakaohandel an sich gerissen gehaben. Er kaufte im Gefängnisshop alle Kakaovorräte auf, um so als Monopolist die Kakaopreise zu kontrollieren. Statt Ärger erntete er unter den Kriminellen dafür Respekt. Denn Bernie Madoff war nicht irgendwer, er war der größte Betrüger aller Zeiten. 65 Milliarden US-Dollar (54 Milliarden Euro) Schaden soll er mit seinem Schneeballsystem angerichtet haben.

Madoff kam 1938 im New Yorker Stadtteil Brooklyn zur Welt und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. 1960 gründete er mit 5000 US-Dollar, die er in Ferienjobs verdient hatte, seine erste Investmentfirma. In den Jahren und Jahrzehnten wuchs und wuchs sein Ruf - und sein Vermögen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht galt Bernard Lawrence Madoff als einer der angesehensten Finanzmanager der Welt. Zeitweise leitete er die US-Technologiebörse Nasdaq; er besaß Immobilien in Manhattan, den Hamptons, Florida und Palm Beach. Doch im Zuge der Finanzkrise von 2007/08 kam auch sein Fall. Am 11. Dezember 2008 wurde er öffentlichkeitswirksam vom FBI festgenommen.

Hinter seinem Geschäftsmodell steckte ein sogenanntes Ponzi-Schema, auch Schneeballsystem genannt. Die riesigen Renditen, die er seinen Anlegern versprach, finanzierte er nicht mit rentablen Investitionen, sondern mit dem Geld anderer Anleger. Dafür brauchte er immer weitere Investoren, die ihm neues Geld gaben. Früher oder später brechen solche Systeme zusammen, genauso wie nach jedem Boom ein Absturz kommt.

Madoff verlor nicht nur sein Vermögen, sondern auch seine Freiheit. Das zuständige Bundesgericht verurteilte ihn in Manhattan zu 150 Jahren Haft. Sonderlich viel Reue zeigte der gefallene Star-Investor nicht. »Ich fand, was ich getan habe, war okay«, sagte er einst. Anders sah es sein Sohn Mark, er beging am zweiten Jahrestag der Verhaftung seines Vaters Suizid. Sein zweiter Sohn Andrew starb 2014 an Krebs. Nun ist Bernie Madoff wieder mit ihnen vereint. Er starb vergangene Woche mit 82 Jahren im Gefängnis.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal