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Shopping-Center zu Kieztreffs

Der erste Lichtenberger Center-Gipfel berät über Alternativnutzungen für Einkaufszentren

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 3 Min.

Es sind skurrile Anblicke: Einkaufszentren in der Corona-Pandemie sind zwar offen, doch ein Großteil der Läden darin ist geschlossen. Die Pandemie verstärkt eine Entwicklung, die es schon vorher gab. »Der klassische Weg des Kunden zur Ware wird durch den Onlinehandel aufgebrochen. Die Ware kommt zu ihm«, erklärt Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

Wie kann unter diesen Umständen die Zukunft der Einkaufszentren aussehen? Darüber wurde am Mittwoch auf dem ersten Lichtenberger Center-Gipfel im Kulturhaus Karlshorst diskutiert. Neben zehn der zwölf Lichtenberger Shopping-Center und dem Handelsverband waren Vetreter*innen vom Bezirksamt Lichtenberg und der Berliner Senatsverwaltung vertreten.

In der »Center-Hauptstadt« entfallen nach Schätzung des Handelsverbands rund ein Drittel der insgesamt 4,7 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche auf Shopping-Center. Das sei historisch bedingt, erklärt Busch-Petersen. In den 90er Jahren wollte man möglichst schnell Einkaufsmöglichkeiten schaffen.

Nun stehen die Center vor großen Problemen wie Insolvenzen, Mietstundungen und reduzierten Besucher*innenzahlen. Einige kämpfen bereits jetzt mit Leerstand. Dem will der Bezirk Lichtenberg etwas entgegensetzen. »Der lokale Handel kann überleben, wenn er etwas bietet, was online nicht transportiert werden kann: Erlebnisse, Begegnungen, soziale Angebote beziehungsweise soziale Infrastruktur für den Kiez oder sogar Wohnraum«, sagt Kevin Hönicke (SPD), stellvertretender Lichtenberger Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung. »Weg vom Shopping-Center hin zum Kiezcenter«, lautet das erklärte Ziel des Stadtrats. Der Handel solle ergänzt werden durch kulturelle und soziale Angebote wie Kitas, Familien- und Seniorentreffs, Büros, Arztpraxen, Co-Working-Plätze oder Wohnraum. Dabei solle auch die Umgebung stärker eingebunden werden. »Der Neubau von Centern ist wirklich rum«, so Hönicke. Doch das Überleben der bestehenden solle gesichert werden.

Dem stimmt der Handelsverband zu: »Wenn man das Monopol der Warenversorgung nicht mehr hat, muss man sich Neues einfallen lassen, um Innenstadtbereich und Einkaufszentren weiter attraktiv zu halten«, sagt Busch-Petersen. Auch die Betreiber der Center wollen ihre Standorte nicht aufgeben und sind bereit für Umstrukturierungen.

Doch diese machen bauliche Veränderungen notwendig. »Die müssen genehmigt und finanziert werden. Es muss schnell mit der Verwaltung agiert werden«, so Hönicke. Speziell im Lindencenter müssten durch den Wegfall von Galeria Kaufhof große in kleinere Flächen umgebaut werden. Dort werde es bald Bauanträge geben, erklärt Hönicke. Über private und öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten müsse gesprochen werden; genaue Summen wurden nicht genannt.

Die Umbaumaßnahmen lohnten sich, »wenn das Angebot, das geschaffen wird, die Bedürfnisse der Berlinerinnen und Berliner trifft«, ist Beate Profé von der Senatsbauverwaltung überzeugt. Man müsse in Kontakt mit den Betreibern treten und die Stärken und Schwächen der einzelnen Standorte ermitteln, um die Center aufrechtzuerhalten und Leerstand in den Einkaufsstraßen zu verhindern. »Es gibt kein Patentrezept, das für alle Center gleich ist«, sagt Profé.

Die Linke begrüßt die Umstrukturierungen. »Wir wollen berlinweit Pilotprojekte für die Umwidmung von Malls zu Kiezzentren auflegen und eine Nachnutzung der Fläche für Wohnungsbau prüfen«, so Niklas Schenker, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linksfraktion Charlottenburg-Wilmersdorf zu »nd«. Dort sind die Probleme ähnlich.

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