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Untermeerwelle mit Sog

Spekulationen über Ursache des indonesischen U-Bootunglücks

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Die russische »Kursk«, das argentinischen U-Boot »ARA San Juan« und nun Indonesiens »KRI Nanggala 402« - der Horror, der mit einem U-Boot-Unglück einhergeht, ist so groß, dass sich oft wilde Theorien um die Hintergründe der Tragödien ranken. Um herauszufinden, was im Fall des indonesischen U-Boots geschehen ist, und um den 53 getöteten Crewmitgliedern die letzte Ehre zu erweisen, will das südostasiatische Land das gesunkene U-Boot bergen. Das Boot liegt in über 800 Metern Tiefe am Meeresgrund vor der indonesischen Insel Bali.

Schon jetzt ranken sich mehrere Theorien um die Ursache der Tragödie. Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass ein natürliches Phänomen das Unglück herbeigeführt hat: eine interne Welle oder Untermeerwelle, die das U-Boot in die Tiefe zog. Für die Theorie der Naturgewalt sprechen einige Faktoren, wie der australische Sender ABC informierte. So zitiert der Sender indonesische Marinebeamte, die berichten, dass solche internen Wellen wohl häufiger im Meer vor Bali auftreten. Diese Wellen erzeugen einen intensiven vertikalen Sog unter der Meeresoberfläche, der das U-Boot in die Tiefe gerissen haben könnte.

Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa treten diese intensiven internen Wellen in der Lombokstraße - einer Meerenge zwischen den Inseln Bali und Lombok - etwa alle 14 Tage auf. Die Untermeerwellen entstehen, da in der Region starke Gezeitenströmungen, ein unebener Meeresboden sowie Wasseraustausch zwischen zwei Kanälen - einem flacheren und einem tieferen - zusammentreffen. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2015 fand bereits heraus, dass solche internen Wellen das Wasser mehr als 10 000-mal stärker in Turbulenzen versetzen können als Wellen an der Meeresoberfläche.

Tatsächlich sei das U-Boot genau zu dem Zeitpunkt im Norden Balis gesunken, als eine interne Welle aufgetreten sei, wurde Muhammad Ali, ein früherer Kommandant des U-Bootes, der nach wie vor für die indonesische Marine tätig ist, nun in einem Beitrag der ABC zitiert. »Wir haben natürliche Gründe in Verdacht«, bestätigte der Indonesier. Seine Aussagen werden von Satellitenaufnahmen aus dem Zeitraum unterstützt.

Experten haben aber noch andere Theorien aufgestellt, was mit dem U-Boot passiert sein könnte. So wurde gemutmaßt, dass das U-Boot von der Rakete eines ausländischen Schiffes getroffen worden sein könnte. Auch ein Stromausfall hätte das Unglück verursachen können. Diskutiert wird auch, ob das U-Boot überladen war. Experten halten es zudem für möglich, dass eine Materialermüdung das Unglück verursacht haben könnte. So könnten sich Risse oder Korrosion im Metall gebildet haben. Das knapp 60 Meter lange U-Boot »KRI Nanggala 402« wurde Ende der 1970er Jahre in Deutschland gebaut und zuletzt 2012 zum letzten Mal überholt.

Das U-Boot hatte den Kontakt zur Außenwelt während einer Übung Ende April verloren. Trotz aufwendiger Rettungsaktion konnte keines der 53 Crewmitglieder lebend geborgen werden.

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