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  • Messerangriff in Würzburg

Bayerns Innenminister Herrmann sieht »eklatanten Verdacht« auf islamistisches Motiv

Durchsuchung der Unterkunft des 24-jährigen Somaliers habe Hinweise auf islamistisches Propagandamaterial ergeben

  • Lesedauer: 4 Min.

Würzburg. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sieht einen »eklatanten Verdacht« auf einen islamistischen Hintergrund bei der Messerattacke von Würzburg. »Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte«, sagte der CSU-Politiker am Sonntagabend im »Bild live«-Talk »Die richtigen Fragen«.

So habe man bei der Durchsuchung der Unterkunft des 24-jährigen Somaliers einiges gefunden, was auf islamistisches Propagandamaterial hinweisen könnte. Außerdem habe der Verdächtige selbst von seinem »Beitrag zum Dschihad« gesprochen. Man müsse aber jetzt die weiteren Ermittlungen abwarten, vor allem die Auswertung zweier Handys des Mannes.

Der Flüchtling hatte am Freitagnachmittag in Würzburg drei Frauen erstochen und sieben Menschen verletzt, fünf davon lebensgefährlich. Er wurde festgenommen und ist in Untersuchungshaft. Unklar ist bisher, inwieweit die Psyche des wiederholt psychisch auffälligen Mannes eine Rolle gespielt hat und ob auch islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen haben könnten.

Ermittler hatten in dem Obdachlosenheim, in dem der Mann zuletzt lebte, Schriftmaterial gefunden, das Hassbotschaften enthalten soll. Das Material wurde sichergestellt, für die Auswertung müssen die Unterlagen aber erst übersetzt werden, ebenso wie Nachrichten auf den Handys des Mannes. Dafür müssten Dolmetscher gefunden werden, die bei der Auswertung von Handynachrichten oder Schriftstücken helfen könnten, erklärte ein Sprecher des Landeskriminalamtes.

Die drei Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren, die der Mann tötete, waren ihm offensichtlich unbekannt. Zudem verletzte er laut Polizei drei weitere Frauen (39, 52, 73), ein Mädchen (11) und einen Jugendlichen (16) lebensgefährlich mit einem Messer sowie einen Mann (57) und eine weitere Frau (26) leicht. Das 11 Jahre alte Mädchen ist die Tochter der getöteten 49-Jährigen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach bei einer Gedenkfeier am Sonntag in der Mainstadt von einem brutalen und verstörenden Verbrechen. »Wo liegt der Sinn dahinter?« Viele Menschen fragten nach dem Warum. »Wir dürfen eine solche hasserfüllte Tat niemals mit Hass oder Rache beantworten«, sagte er. »Gut und Böse sind keine Frage von Religion oder Nationalität oder Ethnie.«

Er warnte davor, sich vor dem Ende der Ermittlungen in Vorverurteilungen und Mutmaßungen zu verlieren. »Über die Hintergründe der Tat wird viel spekuliert.« Es müsse alles aufgearbeitet werden, gegebenenfalls Konsequenzen gezogen werden, »nicht nur individuell, sondern vielleicht darüber hinaus«. Aber es werde leider nie ganz gelingen, solche Taten zu verhindern. »Es tut mir echt unendlich leid«, sagte er zu den Angehörigen.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte: »Gerade jetzt halte ich für wichtig, jedem Versuch zu widerstehen, unsere Gesellschaft zu spalten.«

Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) gedachte der Opfer - und lobte den Mut der Helfer. »Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen und auch bei den mutigen Menschen, die mit viel Zivilcourage eingegriffen haben«, sagte Strobl der dpa am Sonntag. »Wir werden der Gewalt nicht weichen, sondern unsere freiheitliche Gesellschaft mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen.« Baden-Württemberg stehe an der Seite von Bayern.

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Der Verdächtige sitzt wegen dreifachen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen und vorsätzlicher Körperverletzung in einem weiteren Fall in Untersuchungshaft. Der 24-Jährige war schon vor der Tat wegen Bedrohung und Beleidigung polizeibekannt, er kam deshalb zeitweise in eine Psychiatrie.

Der Vorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter, Sebastian Fiedler, verlangte eine bessere Ausstattung des psychiatrischen Bereichs. »Auf vielen Ebenen haben wir erhebliche Probleme mit psychisch erkrankten Menschen. So waren 35 Prozent der zwischen 2000 und 2015 allein handelnden Attentäter psychisch erkrankt«, sagte er der Funke Mediengruppe. dpa/nd

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