Der Osten ruft seine Busse

Neuer BVG-Service im Ostteil Berlins soll am 1. Mai starten

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 1. Mai 2022 soll es losgehen: Vom Ostkreuz bis an den Stadtrand starten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ein Rufbusnetz in den drei östlichen Bezirken Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick. Bis zu 26 Fahrzeuge, die jeweils bis zu acht Fahrgäste fassen, sollen im sogenannten Ridepooling-System neben den regulären Haltestellen von Straßenbahnen und Bussen auch viele nur virtuell markierte Stopps ansteuern, an denen Fahrgäste ein- oder aussteigen können. Das Prinzip entspricht grundsätzlich jenem des Sammeltaxidienstes Berlkönig der BVG. Allerdings soll die Bestellung nicht nur per Smartphone-App, sondern auch telefonisch möglich sein.

Die Ausschreibung für den Rufbus für die Ostbezirke ist mittlerweile öffentlich. »Das läuft unabhängig von dem Berlkönig«, sagt BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt zu »nd«. »Das ist wichtig. Denn der Berlkönig ist eigenfinanziert, Rufbus und barrierefreie Beförderung sind vom Senat bezuschusst«, erklärt Erfurt weiter. Hinter den Kulissen war lange um diese Frage gerungen worden, weil sich die BVG durch ein größeres Paket niedrigere Kosten versprach. Doch das Risiko eines Beihilferechts-Verfahren der EU-Kommission war beträchtlich.

»Es gibt eine Ausschreibung für den Rufbus und die barrierefreie Beförderung«, erläutert Erfurt. Der zweite Dienst soll laut Ankündigung eine Mobilitätsgarantie entlang der U8 und Teilen der U5 darstellen. Fehlen dort Aufzüge oder sind defekt, können auf Barrierefreiheit angewiesene Menschen eine alternative Beförderung zum nächsten per Lift erreichbaren Bahnhof in Anspruch nehmen. Starten sollen hätte der Dienst bereits Ende dieses Jahres.

Erfurt hofft auf gute Angebote. »Es schaut auch gut aus«, fügt er hinzu. Taxibetreiber hatten bereits im vergangenen Jahr angekündigt, sich bewerben zu wollen. »Es wäre gut, wenn wir dieses Jahr einen Zuschlag erteilen könnten«, erklärt der BVG-Betriebsvorstand. Das hängt unter anderem davon ab, ob es Klagen gibt.

Das 41 Quadratkilometer große Bediengebiet bis zur Stadtgrenze wird im Süden ab Ostkreuz von der S3 Richtung Erkner begrenzt, die nördliche Grenze ist zunächst die Frankfurter Allee, ab dem Bahnhof Lichtenberg die S5 Richtung Strausberg. Mindestens 16 Stunden pro Tag soll es das Angebot geben, die Preise sollen sich je nach Strecke und Abholort unterscheiden. In Gebieten, die wegen fehlenden Angebots als unterversorgt im Nahverkehr gelten, soll das normale Ticket reichen. Ein Zuschlag von 1,50 Euro soll fällig werden, wenn der Dienst zwischen einem regulären Nahverkehrshalt und als versorgt geltenden Gebieten genutzt wird, 1,50 Euro pro Kilometer zusätzlich zur Fahrkarte werden bei Direktfahrten zwischen virtuellen Haltestellen verlangt. Mitfahrende zahlen in beiden Fällen nur ein Drittel der Summe.

»Mit dem neuen digitalen Rufbus stärkt Rot-Rot-Grün die Mobilität in den Außenbezirken. Ich hoffe sehr, dass auch im Bezirk viele Menschen in Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf dieses neue flexible Angebot testen werden«, sagt Linke-Verkehrspolitiker Kristian Ronneburg.

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Beim Berliner Fahrgastverband IGEB wird diskutiert, ob für das Geld nicht einfach das reguläre Angebot verbessert werden soll. »Gerade in dem anvisierten Bereich fahren viele Buslinien nur alle 20 Minuten und bedienen ganze Wohngebiete gar nicht«, heißt es. Mit den für die Rufbusse benötigten 26 Fahrern könnten einige Buslinien auf einen Zehn-Minuten-Takt verdichtet werden.

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