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Vonovia scheitert offenbar mit Übernahme von Deutsche Wohnen

Die Annahmequote der Aktionär*innen liegt knapp unter den dafür nötigen 50 Prozent

  • Lesedauer: 3 Min.

Bochum. Der Kauf des Berliner Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen durch den Konkurrenten Vonovia steht vor dem Aus. Zu wenige Deutsche-Wohnen-Aktionäre hätten das Übernahmeangebot angenommen, teilte Vonovia am Freitag mit. Für Vonovia-Chef Rolf Buch ist es ein erneuter Rückschlag. Schon vor fünf Jahren hatte er vergeblich versucht, den Branchenzweiten zu übernehmen.

Vonovia mit Sitz in Bochum wollte mit der Übernahme Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550.000 Wohnungen schmieden. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten ihren Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.

Vonovia wurden nach eigenen Angaben bis kurz vor dem Ende der Nachbuchungsfrist am Freitag um 18 Uhr rund 47,6 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen angedient. Nötig für eine Übernahme sind 50 Prozent. »Wir werden die möglichen Optionen, wie zum Beispiel einen Verkauf der derzeit von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutsche Wohnen, ein erneutes öffentliches Angebot oder den Erwerb weiterer Aktien nun sorgfältig prüfen«, sagte Buch laut Mitteilung.

Bereits im Jahr 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch gescheitert. Auch damals wurde die Mindestannahmequote für die Milliarden-Offerte nicht erreicht. Im Gegensatz zur neuen Offerte hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen das Angebot als feindlich eingestuft und sich heftig gegen den Plan gewehrt. Nun warben beide Unternehmen gemeinsam für die Annahme des Angebots.

Das Bundeskartellamt hatte bereits im Juni grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden größten deutschen Wohnimmobilienkonzerne gegeben. Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigten keine wettbewerbsrechtliche Untersagung, hatten die Wettbewerbshüter mitgeteilt. Sie verwiesen dabei auf das Beispiel Berlin, wo von den knapp 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Stadt rund 150.000 auf die Deutsche Wohnen und Vonovia entfielen.

Um der Kritik an dem Megadeal die Spitze zu nehmen, hatte Vonovia sich verpflichtet, in den kommenden drei Jahren in Berlin die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr zu begrenzen. Beide Konzerne einigten sich mit dem Senat zudem auf den Verkauf von rund 20.000 Wohneinheiten an das Land. Berlin ist darum bemüht, Wohnraum zurückzukaufen, um den Mietmarkt besser regulieren zu können.

Buch verwies darauf, dass wesentliche Teile der Aktien der Deutsche Wohnen aktuell von Hedgefonds und darüber hinaus von Indexfonds gehalten werden, die erst handeln dürften, wenn die Mindestannahmequote erreicht sei. Vonovia sei weiter der Auffassung, dass ein Zusammenschluss mit der Deutsche Wohnen strategisch sinnvoll sei und Mehrwert für die Aktionäre beider Unternehmen schaffe.

Der Vonovia-Chef meldet seit Jahren steigende Gewinne und Dividenden. Auch in der Corona-Krise ist der Konzern durch steigende Mieten, Zukäufe und Neubauten kräftig gewachsen. Der operative Gewinn legte 2020 im Jahresvergleich um 10,6 Prozent auf 1,35 Milliarden Euro zu. Auch dieses Jahr sollen Umsatz und Gewinn weiter steigen. Der Konzern vermietet rund 416.000 Wohnungen, davon etwa 355 000 in Deutschland. Weitere Wohnungsbestände hält Vonovia in Schweden und Österreich. dpa/nd

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