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Flop des Jahres
Simon Poelchau über die wackelnde Deutsche-Wohnen-Fusion
Mit was für einem Paukenschlag wurden die Fusionspläne von Vonovia und Deutsche Wohnen (DW) bekannt gegeben: Mit dem Zusammenschluss von Nummer 1 und Nummer 2 auf dem deutschen Wohnungsmarkt entstehe der größte Immobilienkonzern Europas, die Aufsichtsräte und Vorstände beider Konzerne unterstützen den Plan, hieß es im Mai. Doch nun könnten nicht die Politik, nicht die kritische Öffentlichkeit, nicht das Kartellamt, sondern ausgerechnet die DW-Aktionär*innen einen Strich durch die Rechnung der Vorstandsbosse machen. Bisher haben die Eigner*innen von nur 34 Prozent der Aktien ihr okay dafür gegeben.
Es wäre der größte Flop des Jahres, würde die Fusion scheitern. Gerade in Berlin, wo ihnen ein Enteigungs-Volksenscheid droht, haben beide Konzerne einiges getan, um Politik und Öffentlichkeit positiv zu beeinflussen. Die Mieten würden in den nächsten drei Jahren um ein Prozent pro Jahr steigen, versprach man. Obendrein bot man dem Senat - wenn auch zu überteuerten Preisen - 20 000 Wohnungen an. Doch die Situation erinnert an den letzten Übernahmeversuch: Auch der scheiterte 2016 schon, weil nicht genügend DW-Aktionär*innen dafür waren. So werden die Pläne womöglich jetzt endgültig zum Treppenwitz der Aktionär*innen.
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