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- Entschädigung für Heimkinder
Keine billige Lösungen
Stefan Otto über Geldpauschalen für ehemalige Heimkinder
Die angewiesenen Zahlungen an Heimkinder sind eine Anerkennung für erlittenes Leid, das oft schon Jahrzehnte zurückliegt. Dass es so lange gedauert hat, bis viele Betroffene aus der Behindertenhilfe und Psychiatrie überhaupt eine Summe erhalten haben, ist beschämend; aber immerhin bewegt sich etwas in dem seit Jahren schwelenden Konflikt.
Für die Betroffenen, die oft traumatisiert sind, ist es nicht immer leicht, das erlittene Unrecht nachzuweisen. Insofern ist es wichtig, die Voraussetzungen für die Zahlungen niedrig zu halten, zugleich soll sich aber niemand das Geld zu Unrecht erschleichen. Das ist eine Gratwanderung, bei der letztlich gerade einmal 19 000 Betroffene die Pauschale erhalten haben.
Zweifellos handelt es sich dabei um eine symbolische Zahlung, die nicht als Reinwaschen interpretiert werden sollte. Ein Schlussstrich darf nicht gezogen werden. Leid, dass die Entwicklung eines Menschen nachhaltig beeinträchtigt hat, mit ein paar Tausend Euro zu begleichen, wäre schäbig. Eigentlich sind die Taten, die Leben kaputtgemacht haben, ohnehin schlecht in Geld aufzuwiegen - dennoch gilt es als Transfermittel. Aber die Summen, die von Betroffenen als Entschädigung gefordert werden, sind zu Recht um ein Vielfaches höher als die bewilligten 9000 Euro.
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