Ausgestoßener

Es läuft gerade nicht gut für US-Neonazi Richard Spencer

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Isoliert, mittellos und angeklagt, das ist die persönliche Situation von US-Neonazi Richard Spencer. Noch vor fünf Jahren war er ein aufsteigender Stern, popularisierte den Begriff »Alt-Right«. Spencer verkörperte das Konzept auch persönlich perfekt, trat mit adretter Frisur und schicken Klamotten für ein »weißes Amerika« ein, versuchte die alte Neonazi-Rhetorik und das Bomberjackenimage hinter sich zu lassen, war seit 2011 mit dem Onlinemagazin »Alternative Right« die intellektuelle Stimme einer Szene, die mit der Wahl Donald Trumps der Macht gefährlich nahekam.

Doch hinter der Fassade steckte die alte Ideologie. Bereits kurz nach der Wahl filmten Journalisten versteckt, wie Spencer auf einer Konferenz vom rechten Think Tank National Policy Institute eine Rede mit den Worten »Heil Trump« beendete und zahlreiche Teilnehmer anschließend den Hitlergruß zeigten. Im Umfeld der Amtseinführung von Trump 2017 wurde das Video des Vorfalls zum Internet-Meme, als Antifaschisten ihm während eines Fernsehinterview ins Gesicht schlugen. Seitdem geht es bergab.

Facebook und Twitter löschten seine Accounts, was das Einwerben von Spenden schwieriger mache, beklagt sich Spencer. Seine Frau hat sich offenbar von ihm getrennt, seine Mutter ist scheinbar angewidert, das von ihm geleitete National Policy Institute ist wegen Problemen mit den Steuerbehörden inaktiv. In seinem Heimatort, im Kleinstädtchen Whitefish im Bundesstaat Montana, ist Spencer mittlerweile ein Ausgestoßener, wurde von den Ortsbewohnern aus Restaurants »herausgebuht«.

2017 war Spencer Mitorganisator der rechtsextremen Demonstration in Charlottesville, in deren Verlauf die Antifaschistin Heather Heyer ermordet und 19 weitere Menschen von einem Neonazi verletzt wurden. Dafür steht er nun in Virginia vor Gericht – und verteidigt sich aus Geldmangel selbst. Sein Anwalt hatte sich zuvor zurückgezogen, weil er nicht bezahlt wurde.

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