Bitte ohne Zuckerbrot und Peitsche

Das Solidarprinzip sollte auch in Pandemiezeiten gelten

Viele Bürger sind sauer, weil sie immer noch Corona-Maßnahmen unterliegen, obwohl sie geimpft oder genesen sind. Das ist verständlich, aber unberechtigt: Sie haben den Vorteil gegenüber Ungeimpften, gegen schwere Erkrankung geschützt zu sein. Statt dies klar zu machen, setzen die großen Parteien aus Angst vor schlechtem Abschneiden bei der Wahl nun in mehreren Ländern auf Zuckerbrot für Geimpfte und Peitsche für Ungeimpfte.

Für die Pandemiebekämpfung ist das problematisch. Das 2G-Optionsmodell wiegt Geimpfte, die sich wie auch andere infizieren können, in falscher Sicherheit. Und es wird dazu führen, dass sich deutlich weniger Leute testen lassen. Der geplante Stopp der Entgeltfortzahlung für Ungeimpfte im Quarantänefall wiederum wird dazu führen, dass viele potenziell Infizierte nicht zu Hause bleiben. Angesichts hoher Inzidenzen ist beides eine Riesengefahr, denn die Infektionslage könnte wieder außer Kontrolle geraten.

Doch es geht um noch etwas: 2G und der Ruf nach Stopp der Entgeltfortzahlung sind Rückfälle ins neoliberale Zeitalter - in finstere Debatten darüber, ob etwa Raucher oder Übergewichtige, die mutwillig Gesundheitskosten verursachen, bestraft werden müssten. Doch das öffentliche Gesundheitswesen beruht immer auf Solidarität mit Andersdenkenden.

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