Guter Rat ist nicht beliebig

Ulrike Henning setzt eher auf Impfempfehlungen aus der Medizin

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Auffrischungsimpfungen, gemeint ist eine dritte Impfung gegen Sars-CoV-2. Aber der Satz ist so nicht vollständig. Er muss noch aufführen, für genau wen diese Empfehlung gilt, nämlich für Menschen mit Immundefekten oder Erkrankungen, bei denen das Immunsystem medikamentös reguliert wird, etwa nach einer Transplantation. Das ist ein begrenzter und klar definierter Personenkreis.

Wer hier noch im Ohr hat, dass es ja wohl auch um eine sogenannte Boosterimpfung für Hochbetagte, Ältere, Heimbewohnerinnen ging, irrt sich nicht. Ausgesprochen wurde diese Empfehlung aber nicht von einem medizinischen Gremium, sondern von einem politischen, nämlich von der Konferenz der Ländergesundheitsminister zunächst im August, dann noch einmal im September erweitert. Ein ganzer Gemischtwarenladen von Kriterien für die Drittimpfung wurde zusätzlich zu dem des hohen Alters zusammengetragen, von den Pflegekräften in Heimen bis zu Menschen über 60 Jahren, deren vollständige Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt. Das Angebot gilt demnach auch für diejenigen, die bisher »nur« einen Vektorimpfstoff wie etwas von Astra-Zeneca erhalten haben, die könnten nun bei den etwas effektiveren mRNA-Impfstoffen zugreifen. Wer so auswählt, hat vielleicht zu viel Impfstoff eingekauft, aber keinen wirklichen Plan, wie dieser bei jenem reichlichen Drittel der Bevölkerung ankommen könnte, das bis jetzt noch ungeimpft ist.

Deshalb kommt die Empfehlung der Gesundheits-, und damit eigentlich der Fachminister, reichlich aktionistisch daher. Insofern ist es gut, dass die Stiko hier gebremst hat. Ihre Empfehlung wirkt aus Laiensicht eher verhalten, aber weitreichende Entscheidungen wie die einer Impfempfehlung gehören in die Hände von Medizinern. Es ist zu hoffen, dass auch das bald wieder zur akzeptierten Normalität wird.

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