US-Inflation auf Rekordhöhe

Steigende Preise werden für US-Präsident zum Problem

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Oktober war die jährliche Preissteigerung in den Vereinigten Staaten so hoch wie seit 1990 nicht mehr. Die Inflation lag im Vergleich zum Vorjahr bei 6,2 Prozent und war damit um 0,9 Prozentpunkte höher als im Vormonat, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte. Die steigenden Preise sorgen damit für politischen Streit.

So nutzten die Republikaner die neuesten Inflationszahlen umgehend, um US-Präsident Joe Biden eine schlechte Wirtschaftspolitik vorzuwerfen. Das Weiße Haus wiederum erklärte, dass die Inflation nur vorübergehend so hoch sei. Zudem werde das vergangene Woche parteiübergreifend verabschiedete Infrastrukturpaket mit seinen Maßnahmen zur Sicherung von Lieferketten den Inflationsdruck im Land senken. Biden möchte das Paket kommenden Montag mit seiner Unterschrift in Kraft setzen.

Auch Analysten der Ratingagentur Moodys sehen die Inflation lediglich als eine Reaktion auf den Aufschwung nach der Pandemie an. Sie gehen davon aus, dass sich die Teuerungsraten im nächsten Jahr wieder normalisieren. Doch aktuell sind sie ein Problem für Präsident Biden. Vor allem Geringverdiener aus der weißen Arbeiterklasse auf dem Land und die schwarze »working class« spüren nämlich die Teuerung im alltäglichen Leben.

So sind die Lebensmittelpreise in den letzten zwölf Monaten um fünf Prozent gestiegen. Folglich sind laut einer aktuellen Umfrage der Suffolk-Universität nur 31 Prozent der Befragten mit der Wirtschaftspolitik von Biden zufrieden. Auch andere Befragungen zeigen parteiübergreifende Angst und Sorge vor der Inflation im Land - auch wenn viele Befragte die eigene wirtschaftliche Situation als gut einschätzen und keine Verschlechterung erwarten.

Hauptgrund für die hohe Inflationsrate in den USA - wie auch in Europa - sind die gestiegenen Energiepreise. Der Energieindex, der Preise für Benzin, Gas und andere Energieträger abbildet, ist seit 2020 um rund 30 Prozent gestiegen, die Benzinpreise sind so hoch wie seit 2014 nicht mehr. Elf demokratische Senatoren forderten Biden deswegen in einem Brief auf, Erdölexporte zu verbieten und die nationalen Erdöl-Reserven anzuzapfen. Biden äußerte sich dazu bisher nur zurückhaltend. Er macht lieber Druck auf die Organisation erdölexportierender Länder (Opec), mehr Erdöl zu fördern.

Die Inflationsrate ist bereits so hoch, dass viele Menschen trotz kräftiger Lohnsteigerungen unterm Strich weniger Kaufkraft in ihren Taschen haben. So hoben zwar mehrere große Einzelhandelsketten im Wettbewerb um knappe Arbeitskräfte ihre Mindestlöhne an, und insbesondere im eher schlecht bezahlten Dienstleistungs- und Tourismussektor stiegen die Löhne. Doch hinken diese Lohnsteigerungen letztlich der Inflationsrate hinterher. So sank der reale, inflationsbereinigte Stundenlohn im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent.

Öko-Wende nur mit Umverteilung - zügige Abhilfe gegen hohe Energiepreise kann die Bundesregierung durch eine Erhöhung des Mindestlohns schaffen

Andere Wirtschaftsdaten entwickeln sich aber positiv. Die Arbeitslosenrate liegt derzeit bei nur noch 4,6 Prozent - und wird vermutlich noch weiter zurückgehen. Gleichzeitig haben viele US-Bürger*innen in den vergangenen Monaten einiges Geld auf die hohe Kante legen können. So stieg auch in den USA während der Pandemie die Sparquote, die angibt, wie viel die Menschen von ihrem Einkommen sparen.

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