- Kommentare
- Polizeigewalt
Prämie fördert Machtmissbrauch
Hessen plant, im Diensten verletzten Polizisten eine Geldprämie zu geben - eine gefährliche Idee
Die hessische Regierung plant, für bei der Arbeit verletzte Polizisten eine Prämie von 2000 Euro auszuzahlen. Damit wolle man den öffentlichen Dienst attraktiver gestalten, ließ das Innenministerium verlauten. Was auf den ersten Blick wie eine fürsorgliche Geste des staatlichen Arbeitgebers klingt, dürfte jedoch weitreichende Konsequenzen für Grundrechte in Deutschland haben: So stellt das Geld schlicht einen enorm hohen Anreiz für einen Missbrauch der Regelung dar. Polizisten könnten einfach bei faktisch harmlosen Einsätzen behaupten, von Demonstranten angegriffen worden zu sein – und dafür auch noch belohnt werden. Verantwortliche Stellen, die solche Lügen verhindern oder aufklären könnten, gibt es kaum.
Dass solch eine Praxis nicht an den Haaren herbeigezogen ist, zeigen langjährige Erfahrungen bei Gerichtsprozessen und Demonstrationen. Unverhältnismäßige Polizeigewalt, Unwahrheiten vor Gericht oder ungerechtfertigte Beschuldigungen gegenüber Protestierenden haben in den allermeisten Fällen für die Beamten keine Konsequenzen – und werden so gefördert. Interner Korpsgeist, mangelnde Fehlerkultur und auch unkritische Staatsanwaltschaften gehören zu den Gründen. Bürgerrechtsorganisationen fordern nicht ohne Grund immer wieder entsprechende Reformen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.