Die EZB lässt ihr Anleihenprogramm entspannt auslaufen

Warum die Europäische Zentralbank im Gegensatz zu anderen bei der geldpolitischen Wende vorsichtiger ist

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Man möchte meinen, in Frankfurt am Main hat man die Ruhe weg. Schließlich lässt man sich in der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht von hohen Inflationsraten hetzen. Bereits im Oktober kündigte EZB-Chefin Christine Lagarde an, das Anleihenkaufprogramm PEPP kommenden März zu beenden. Dies beschloss nun auch der EZB-Rat auf seiner Sitzung am Donnerstag, nicht mehr aber auch nicht weniger.

Damit setzt man sich bei der EZB von anderen großen Notenbanken ab. Die US-Notenbank Fed straffte einen Tag zuvor deutlich stärker die geldpolitischen Zügel; und die britische Bank of England hob das erste Mal seit der Pandemie den Leitzins an. Doch eine zu straffe Geldpolitik könnte den Schuldendienst für die Eurostaaten teurer machen und den Aufschwung abwürgen. Das sollte man auch hierzulande im Kopf behalten, wo man sehr gerne die EZB zum Handeln auffordert. Schließlich senkte am Dienstag erst das ifo Institut seine Prognose.

Die Frage ist nur, ob die EZB wirklich alle Risiken richtig einschränkt. So sicher kann derzeit keiner sagen, wie es nächstes Jahr weiter geht. Wenn es mit der Konjunktur aufgrund der Pandemie-Entwicklung bergab geht, dann wären womöglich sogar schnell wieder mehr Anleihenkäufe nötig. Vielleicht ist die EZB da etwas zu entspannt.

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