Der Preis des Bundespräsidenten

Aert van Riel zum Gerangel um Frank-Walter Steinmeier

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Chancen steigen, dass Frank-Walter Steinmeier im Februar erneut zum Bundespräsidenten gewählt wird. Nicht nur in der SPD hat er noch zahlreiche Freunde. Die FDP denkt ebenfalls mit Freude an die Zeiten zurück, als der Schröder-Gefolgsmann eine Schlüssefigur der neoliberalen Agenda 2010 war und die damaligen Reformen auf dem Rücken von Beschäftigten, Erwerbslosen und Rentnern umgesetzt wurden. Die Freien Demokraten haben sich dafür ausgesprochen, dass Steinmeier eine zweite Amtszeit erhält. Als einzige Regierungspartei zögern die Grünen. Sie meinen, dass es doch eine gute Idee wäre, das Amt erstmals mit einer Frau zu besetzen.

Dabei scheinen die Grünen im vergangenen Jahrzehnt alle Debatten zum Thema weibliches Staatsoberhaupt verschlafen zu haben. Stattdessen haben sie dafür gesorgt, dass Joachim Gauck in das Schloss Bellevue einzog und die Bevölkerung von dort aus mit seinen Weisheiten beglückte. So imaginierte er eine Linie zwischen der SED und der Linkspartei. Gauck kommentierte die rot-rot-grüne Koalition in Thüringen mit den Worten: »Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich anstrengen, um dies zu akzeptieren.« Später revidierte er sich und lobte Regierungschef Bodo Ramelow.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

Nachdem Gauck ausgedient hatte, votierten die Grünen für Steinmeier, der immerhin ein weniger großes Geltungsbedürfnis hat als Gauck. Er ist eher ein fleißiger Technokrat. Doch nun wollen die Grünen es Steinmeier nicht so einfach machen wie bei seiner ersten Wahl im Jahr 2017. Es wird gemunkelt, dass die Partei eine weibliche Kandidatin aus dem Hut zaubern könnte. Ob es diese Pläne wirklich gibt, ist allerdings fraglich. Möglicherweise handelt es sich nur um ein taktisches Manöver der Grünen, um in anderen Bereichen ein Entgegenkommen von SPD und FDP in der gemeinsamen Koalition zu erpressen. Obwohl er nur ein repräsentatives Amt bekleidet, hat auch ein Bundespräsident seinen Preis.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.