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Zu kurz gegriffen
Haidy Damm über die ersten Äußerungen des neuen Agrarministers Cem Özdemir
Ein Traumstart war das nicht, den Cem Özdemir hingelegt hat. Der neue Landwirtschaftsminister hat gleich mal reingestochen ins Wespennest der Agrarpolitik. Nicht mit konkreten Vorschlägen, sondern mal so locker im Medieninterview über höhere Preise für Agrargüter und gute Lebensmittel geplaudert. Die Antworten kamen prompt. Von »grüne Oberschichtspolitik« bis zu »Ökofaschist« war alles dabei.
Gesagt hat der Grünenpolitiker, dass Dumpingpreise für Lebensmittel und Agrarprodukte Bauernhöfe in den Ruin treiben, mehr Tierwohl verhindern und das Artensterben fördern. Soweit, so gewöhnlich in der Agrardebatte. Nicht gesagt hat er, wie eine Ernährungspolitik denn aussehen soll, die verhindert, dass arme Menschen sich ungesund ernähren (müssen) und Arbeiter*innen auf den Feldern ausgebeutet werden oder wie Landwirt*innen ein sicheres Einkommen haben.
Die bisherige Agrarpolitik ist eben das: unsozial. Warum sonst hören immer mehr Landwirt*innen auf oder finden kein bezahlbares Land? Warum sonst werden gute Lebensmittel gleichgesetzt mit einem reichen Geldbeutel? Warum sonst sind Lieferketten nicht fair? Wenn die neue Agrarpolitik ökologisch und sozial sein will, muss sie all diese Fragen beantworten.
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