Eine graue Maus sorgt für Eklat

Johnsons Korruptionsbekämpfer Theodore Agnew of Oulton wirft hin

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 2 Min.
Theodore Agnew of Oulton: Eine graue Maus sorgt für Eklat

Der 61-jährige Baron Theodore Agnew of Oulton, ehemaliger Geschäftsmann und konservatives Oberhausmitglied, führte bis Montag dieser Woche ein recht obskures Leben. Als Staatssekretär im Bildungsministerium blieb er drei Jahre lang der Öffentlichkeit fast unbekannt, 2020 avancierte er diskret zum Chefbekämpfer der Veruntreuung öffentlicher Gelder der Regierung Boris Johnson, pendelte zwischen dem Amtssitz des Premiers und dem Finanzministerium unter Rishi Sunak.

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Am Montag jedoch trat er aus der Dunkelheit und gab zu, unter seinen Augen seien umgerechnet etwa fünf Milliarden Euro an Subventionen an korrupte Geschäftemacher vergeben worden. Zum Teil hätten die begünstigten Firmen vor der Covid-Krise nicht einmal existiert, einige der Empfänger seien inzwischen pleite, das Geld der Steuerzahler nicht mehr rückholbar. Und dann machte Agnew etwas für Johnsons Regierung Ungewöhnliches: Er übernahm Verantwortung und trat in aller Oberhaus-Öffentlichkeit wutschnaubend zurück.

Johnson und Sunak haben nämlich während der Krise aus Angst vor explodierenden Arbeitslosenzahlen Darlehen und Subventionen ohne irgendwelche Sicherheiten unters Geschäftsvolk gestreut. Zum großen Teil an Parteifreunde und Tory-Sympathisanten – so bekam der Gastwirt des Gesundheitsministers Matt Hancock einen lukrativen Vertrag über die Herstellung von Impfstoff-Phiolen, obwohl die Firma des Wirts ohne Erfahrung in diesem Bereich war. Auch Darlehen sprudelten wie Bergquellen für dubiose Unternehmer. Es reichte nicht, mit Agnew einen Aufpasser einzusetzen, um nach dem Rechten zu sehen, und es geschah zu spät, um das Versäumte nachzuholen.

Zu allem Überfluss nach Johnsons Lügen in der »Party-Affäre« kam es also zum Rücktritt des Staatssekretärs. Die wahren Verantwortlichen jedoch sitzen auf höherer Ebene.

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