Bank in Thüringen bietet Alternativen an

Deutschlands kleinste Grün-Bank wirbt aktuell: Kein Geld für Atom und Gas

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Wie die niederländische Triodos-Bank (siehe nd-Ratgeber vom 11. Januar 2022) beantwortet auch die Umweltbank diese Frage mit »ja!« Die Umweltbank wurde 1997 in Nürnberg gegründet. Ihre Geschäftspraxis ist, wie die von Triodos, im Kerngeschäft konventionell. Allerdings finanziert sie im Unterschied etwa zur Deutschen Bank lediglich »Umweltprojekte« wie Solarparks oder Wohnbauten.

Der Vorstand der Umweltbank sieht die Aktiengesellschaft als »eine von Deutschlands profitabelsten Banken«. Mit einem Geschäftsvolumen von über 6 Milliarden Euro und 130 000 Kunden ist man hierzulande auch deutlich präsenter als die Niederländer und damit »Deutschlands N. 1 für grünes Geld«.

Hingegen ist die kleinste Grün-Bank im thüringischen Eisenberg zuhause, einer Kreisstadt mit zehntausend Einwohnern. Auch sie versucht Geschäft und nachhaltiges Gewissen in Einklang zu bringen. Dafür gründete die Volksbank Eisenberg im Jahr 2002 die Ethik-Bank. Per Online im Internet, per Brief oder Telefon können Sparer bei einer der kleinsten Volksbanken in Deutschland ihr Geld alternativ anlegen. Das brandaktuelles Motto: »Kein Geld für Atom und Gas!«

So macht die Ethik-Bank beispielsweise keine Geschäfte mit Unternehmen, die Militärwaffen herstellen, Atomkraftwerke besitzen, Pflanzen gentechnisch verändern, ozonschädliche Chemikalien herstellen oder Kinder für sich arbeiten lassen. Ebenso tabu sind Staatsanleihen aus Ländern, die Menschenrechte verletzen. Dabei legt die Direktbank nach eigenen Angaben »bis ins Detail offen«, wie und wo sie die Spargelder ihrer Kunden anlegt.

Die Nachhaltigkeitskriterien der Ethik-Bank entsprechen in etwa dem hohen Standard, den vor allem die frühere Ökobank in Frankfurt am Main in den 80er Jahren gesetzt hatte. Die von engagierten Grün-Alternativen gegründete Ökobank gilt noch heute als »Mutter aller Alternativbanken«.

Wirtschaftlich erfolgreich war sie aber letztlich nicht. Nach einer finanziellen Schieflage übernahm 2003 die GLS Gemeinschaftsbank die Ökobank. Die GLS ist ebenfalls eine eingetragene Genossenschaftsbank. Das Geldinstitut der ersten grünen Stunde - bereits in den 70er Jahren in Bochum gegründet - hat anthroposophische Wurzeln. Doch wenn man sich die Produktpalette heute anschaut, finden sich sehr überzeugende Kriterien für ökologisch und sozial ausgerichtete Geldanlagen.

Auch einige Institute, die evangelischen oder katholischen Kirchen nahestehen, sowie die Smartphone-Bank Tomorrow sehen sich als alternative Geldinstitute. Allen haftet jedoch eine Crux an: Die meisten ihrer Projekte wären wohl auch von konventionellen Banken finanziert worden. Das gilt erst recht in der heutigen Niedrigzinsphase. Schließlich müssen sich auch nachhaltige Projekte, die auf Kredit angewiesen sind, letztlich rechnen.

Schließlich ist da noch die Frankfurter KT Bank. Sie ist die erste Bank in Deutschland, die Finanzprodukte nach den Prinzipien des islamischen Bankwesens anbietet. Zinsen sind da eigentlich tabu. Ohne zumindest teilweisen Zinsverzicht der Anleger und der Bank sind keine besonders günstigen Kredite für »wirklich« alternative Projekte möglich. Darauf setzt auch die GLS-Bank. So dürfte das eine oder andere Projekt von den Bochumern finanziert werden, vor dem die Sparkasse oder die Deutsche Bank zurückschrecken würden.

Die älteste Alternativbank in Deutschland übernahm vor einigen Jahren 15,6 Prozent der Anteile an der Umweltbank AG. »Damit bleibt die klare ökologische Ausrichtung der Umweltbank langfristig sichergestellt«, versprach die GLS. Der enge Schulterschluss überraschte, verlief aber im Rückblick reibungslos. Auch heute noch ist die GLS mit 15 Prozent an der Nürnberger Umweltbank beteiligt.

Mittlerweile haben die frühere Grabenkämpfe an Brisanz verloren. Dennoch klang Enttäuschung durch, als ein Vorstand der Nürnberger Umweltbank die Teilfusion mit der Bemerkung kommentierte: »Offensichtlich hat die GLS Bank erkannt, dass wir sehr profitabel arbeiten und sieht die Umweltbank-Aktie als attraktives Investment mit entsprechenden Kurschancen.« Die GLS hatte immer den Ruf, Gewinne bestenfalls als notwendiges Übel zu akzeptieren. Nicht aber als Richtschnur ihres Handelns.

Informationen zu Banken, ihren Nachhaltigkeitsstandards und deren Konditionen finden Sie unter dem Portal www.geld-bewegt.de, das von den Verbraucherzentralen herausgegeben wird.

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