Strohfeuer für die Verkehrswende

Das 9-Euro-Ticket wird nur kurzzeitig die Züge füllen. Langfristig drohen Fahrpreiserhöhungen

Vielleicht wiederholen sich die Szenen aus dem Jahr 1995, und die Nahverkehrszüge werden in diesem Sommer brechend voll sein. Damals führte die Bahn das Schöne-Wochenende-Ticket ein. Für 15 Mark konnten bis zu fünf Personen Nahverkehrszüge nutzen. Das Angebot zeigte, welches Potenzial die Bahn, auf die so viel geschimpft wurde, doch eigentlich hat. Nun soll es für drei Monate ein 9-Euro-Ticket geben. Ebenfalls für den Nahverkehr. Es ist Teil des Entlastungspakets der Bundesregierung für die gestiegenen Energiepreise. Der Betriebsrat der DB-Regio hat bereits davor gewarnt, dass es zu überfüllten Zügen und viel Frust für Reisende wie für die Belegschaft kommen kann, wenn die Bahn sich nicht auf einen Ansturm vorbereitet.

Verkehrspolitisch kann mit diesem Ticket ein Ausrufezeichen gesetzt werden. Allerdings ist das Angebot nur begrenzt für drei Monate gültig. Vermutlich wird es in der Ferienzeit vor allem für private Ausflüge genutzt und nur wenige Pendler erreichen. Für die dringend benötigte Verkehrswende ist das 9-Euro-Ticket möglicherweise nur ein Strohfeuer. Zumal davon ausgegangen werden kann, dass die Bahn wegen der steigenden Energiepreise auch ihre Ticketpreise bald erhöhen wird. Gerade Menschen mit geringem Einkommen wird das dann mit voller Wucht treffen.

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