• Politik
  • Dairo Antonio Úsuga alias »Otoniel«

Kolumbiens Drogenpate an die USA überstellt

Die Auslieferung des Kartellchefs Otoniel kommt Bogotá zupass

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Vollzugsmeldung des kolumbianischen Präsidenten Iván Duque kam per Twitter: »Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Dairo Antonio Úsuga alias ›Otoniel‹, der gefährlichste Drogenhändler der Welt, Mörder sozialer Anführer und Polizisten, Kinder- und Jugendschänder, ausgeliefert wurde.«

Die Botschaft über die Auslieferung des berüchtigten Chefs des Golf-Clans an die USA war vor allem an die kolumbianische Öffentlichkeit gerichtet. Denn so unumstritten die kriminelle Laufbahn von Otoniel – dem Chef eines der mächtigsten Drogenkartelle der Welt – ist, so umstritten ist seine Auslieferung. Hinterbliebene von »Otoniels« Opfern hatten gefordert, die Auslieferung zu stoppen und ihn in Kolumbien wegen »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« vor Gericht zu stellen. Doch das höchste kolumbianische Verwaltungsgericht, der Staatsrat hob eine einstweilige Verfügung gegen die Abschiebung auf und Otoniel wurde postwendend abgeschoben.

Dass Otoniel, der 2012 nach dem Tod seines Bruders infolge eines Polizeieinsatzes das Drogenkartell übernahm, viel weiß, was für viele unangenehm werden könnte, ist kein Geheimnis: Nach seiner Verhaftung im Oktober 2021 sagte Otoniel mehrmals vor der Sonderjustiz für den Frieden (JEP) aus, die über die von den verschiedenen Akteuren des bewaffneten Konflikts begangenen Verbrechen urteilt. Er nannte mehr als 60 Namen von Militärs, Politikern, Beamten und Unternehmen, die angeblich mit den Paramilitärs in Verbindung standen.

Dass Duques politischer Ziehvater Álvaro Uribe eng mit Paramilitärs zusammenarbeitete, ist unbestritten. Ein in Kolumbien auspackender Otoniel käme Kolumbiens Ultrarechten äußerst ungelegen. Otoniel selbst hatte sich als Jugendlicher in den 1980er Jahren zuerst der EPL-Guerilla und später der Farc-Guerilla angeschlossen, um später zu »Uribes« Paramilitärs der AUC überzulaufen. Nach deren formaler Auflösung 2005 wechselte er zum Drogenkartell, wo sein steiler Aufstieg begann.

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