In Libyen droht Bürgerkrieg

Wie externer Einfluss das Land intern gespalten hat

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

In Libyen wird wieder auf offener Straße geschossen. Solche Meldungen werden derzeit unter ferner liefen verbucht, alle Welt schaut in die Ukraine, wo sich zwei Staaten einen konventionellen Stellungskrieg liefern. In Libyen bekämpfen sich verfeindete Gruppen desselben Landes »nur« untereinander. Und regelmäßig kommt das Gefühl auf, nicht recht zu verstehen, warum die Libyer*innen sich immer wieder in die Haare kriegen.

Ausgeblendet wird, dass externe Mächte dabei mitmischen, allen voran: die Türkei, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland; im Einsatz sind sowohl reguläre Soldaten als auch Söldnertruppen. Und Europa? Braucht Libyen als Lieferant von Öl und Gas, gerade zurzeit, aber nicht als Lieferant ausgemergelter afrikanischer Migrant*innen. Die sollen, bitteschön, gleich zu Hause bleiben oder in den mit EU-Geld etwas aufgehübschten libyschen Lagern verkümmern.

Sollte sich die politische Konfrontation und Gewalt in Libyen verstärken, werden noch mehr Menschen in Europa Schutz suchen. Das sollte allen klar sein. Vergessen wird gerne eine der Hauptursachen für die derzeitige instabile politische Lage: die Militärintervention von 2011. Damals konnte es vornehmlich den Regierungen in London und Paris nicht schnell genug gehen, Langzeitmachthaber Muammar Al-Gaddafi wegzubomben, um ein Europa-genehmes Regime zu installieren. Das ist, salopp gesagt, gründlich in die Hose gegangen – Tausende von Menschen mussten dafür im folgenden Bürgerkrieg ihr Leben lassen. »Die Intervention hat zu wirklich verheerenden Spaltungen unter den Libyern geführt und sie in Regimegegner und Regimetreue gespalten«, urteilte der libysche Politikprofessor Youssef Sawani. Damit ist (fast) alles gesagt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal