- Kommentare
- Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Noch mal Jahre warten, ist keine Option
Rainer Rutz über die Notwendigkeit des Neubaus für die Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Während es andernorts in der Stadt mit den hochpreisigen Wundern aus Beton nicht schnell genug gehen kann, kommt das ungleich bedeutendere städtische Projekt einer tatsächlich zentralen Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) bis heute nicht voran. Dass nun in Windeseile ein temporäres Entlastungsgebäude für die Amerika-Gedenkbibliothek an der Kreuzberger Blücherstraße hochgezogen werden muss, verdeutlicht dabei einmal mehr, wie dringend notwendig der eigentlich hier geplante Neubau ist. Nicht zuletzt der Standort im Westen platzt aus allen Nähten. Und wer schon mal im Lesesaal des ZLB-Außenmagazins am fern gelegenen Westhafen recherchiert hat, erfreut sich vielleicht an dem ganz netten Industriecharme im Außenbereich, ein Vergnügen ist die Arbeit dort trotzdem nicht.
Es wirkt, gelinde gesagt, komplett schräg, dass das vor mehr als einem Jahrzehnt mit viel Tamtam angekündigte Gesamtprojekt bislang nicht über die Standortfindung (mit anschließender Standortverwerfung und -neufindung) sowie die städtebauliche Machbarkeitsstudie hinausgekommen ist. Und man will Kultursenator Klaus Lederer (Linke) einfach glauben, dass das im rot-grün-roten Koalitionsvertrag als Termin für den Planungsstart des Neubauvorhabens genannte Jahr 2026 nur auf einem Druckfehler in den Unterlagen beruht. Vielleicht ist es untergegangen oder es wurde nur geflüstert: Bezeichnend scheint dabei, dass man ein Bekenntnis von Stadtentwicklungsenator Andreas Geisel (SPD) zu einem früheren Projektstart für die ZLB bislang vergebens sucht.
Entspannt mal, ist doch nur irgendeine Bibliothek? Nein! Der Architekturwettbewerb muss noch in diesem Jahr beginnen, damit das Projekt in absehbarer Zukunft realisiert werden kann. Ansonsten wird spätestens 2026 die Stadtschlossattrappe Humboldt-Forum für die Großbibliothek beschlagnahmt – und gut ist. Nur so als Vorschlag.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.