- Berlin
- Einbürgerung in Berlin
Einwanderung für alle
Claudia Krieg hofft, dass ein Amt tatsächlich Erleichterung bringt
Seit über drei Jahren gibt es die alte Behörde offiziell nicht mehr. Trotzdem sprechen Freunde mit nicht-deutschem Pass, die weiterhin um ihren Aufenthaltstitel bangen, noch immer von der »Ausländerbehörde«. Keiner von ihnen geht dort gern hin, auch wenn der Aufstieg zum Landesamt mit neuem Namen längst vollzogen ist. Es sind nicht nur die Erinnerungen an unangenehme Befragungen, verbunden mit hohem psychischem Stress, es ist auch das manchmal monatelange Ringen um einen Termin – was sich ja keineswegs geändert hat angesichts von Antragsstau und Pandemiebeschränkungen. Auch wenn es der Berliner SPD-Vorsitzende Raed Saleh wie eine Geschichte aus der Vergangenheit präsentiert: Diese Erfahrungen sind keinesfalls passé.
Auch der Namenswechsel allein kann das Gefühl des Abgewertetseins und die Unsicherheit, was hinter den Türen des Gebäudes am Friedrich-Krause-Ufer geschehen wird, bei vielen nicht vergessen machen. Denn es ist ja noch immer so: Wenn man es denn geschafft hat, die Wartezeit und die Unsicherheit zu überstehen, heißen einen dort bei Weitem nicht immer nur freundliche Mitarbeiter*innen willkommen. Dabei sollen diejenigen, die sich in Berlin und von seinen Behörden Unterstützung erhoffen, doch endlich sicher fühlen können: nach der Bewältigung von harten, oftmals lebensgefährlichen Fluchtwegen, die fast immer schwere Traumatisierung nach sich ziehen. Nach dem jahrelangen Kampf um Dokumente und Papiere, die man für den Gang durch das bundesdeutsche Antragswesen benötigt.
Die letzte E-Mail, mit der ein Freund um einen Termin zum Vorgespräch zur Einbürgerung bat, wurde mit dem Hinweis beantwortet, dass man sich melde, sobald wieder einer zu vergeben sei. Das ist jetzt sechs Monate her. Es kann nur besser werden – und dauert hoffentlich nicht, bis das Gebäude, in dem Einbürgerungsvorgänge zukünftig bearbeitet werden sollen, gefunden und in Betrieb genommen ist.
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