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Sinnvoller Sensor
Ulrike Henning plädiert für weiterhin kostenlose Coronatests
Ende Juni sollte die Möglichkeit kostenloser Coronatests eigentlich auslaufen. Nun ist im Gespräch, dieses Angebot doch fortzusetzen. Das ergibt nicht nur im Vergleich mit den vorigen Pandemiesommern einen Sinn, als die Inzidenzen deutlich niedriger waren als jetzt. Das Testgeschehen bietet zumindest einen gewissen Anhaltspunkt dafür, wie ansteckend die jeweilige Virusvariante ist – auch wenn das Vorweisen eines negativen Ergebnisses kaum noch verpflichtend ist.
Dass die Betreiber nun engmaschiger kontrolliert werden und keine neuen Anbieter zugelassen werden sollen, erscheint genauso vernünftig wie die Option, die finanzielle Erstattung je Test zu reduzieren. Vielleicht würde das endgültig die Spreu vom Weizen trennen. Zudem bliebe eine funktionierende Struktur erhalten, die fortlaufend Daten liefert.
Hinzu kommt: Für manche Menschen sind kostenlosen Tests unverzichtbar, wenn sie hochbetagte oder immungeschwächte Angehörige oder Freunde in Gesundheitseinrichtungen besuchen wollen. Ob das jeweilige Heim oder die Klinik einen Test verlangt oder man sich dem Prozedere auch gern freiwillig unterziehen würde: Ein Art Eintrittspreis sollte hier über Tests in Eigenleistung nicht installiert werden.
Noch ist fraglich, was von der gegenwärtigen, schon stark ausgedünnten Test-Infrastruktur übrig bleibt. Ein Kriterium neben angemessenen Kosten sollte sein, dass die Kapazitäten schnell wieder hoch gefahren werden können – wenn das nötig wird. Bezeichnenderweise ist es gerade die stark pandemie-gebeutelte Klubszene, die jetzt eine gute Teststrategie fordert, in der Hoffnung, die eigene Branche nicht noch einmal dichtmachen zu müssen. Mit überall verfügbaren Tests lässt sich das Leben in einer Pandemie einfacher am Laufen halten, gleichzeitig wären so Ansteckungen und schwere Krankheitsfälle besser zu reduzieren.
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