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Sonnenuntergang für Solarindustrie
Andreas Fritsche zur Insolvenz der Glasmanufaktur Brandenburg
Im Frühjahr 2019 gingen beim Solarmodulhersteller Astroenergy in Frankfurt (Oder) die Lichter aus. Die zum chinesischen Chint-Konzern gehörende Firma stellte die Produktion in Deutschland ein. Es lohnte sich nicht mehr, nachdem die Einfuhrzölle auf Solarmodule aus China weggefallen waren. Mit gleich drei in den Jahren 2002 bis 2007 angesiedelten Firmen war Frankfurt (Oder) einmal die Solarhauptstadt der Bundesrepublik geworden. Doch die billige, von ihrem Staat besser geförderte Konkurrenz aus China bereitete Probleme. 2012 mussten First Solar und Odersun aufgeben, und Conergy reduzierte die Belegschaft, verkaufte schließlich 2013 an Chint. Insgesamt fielen mehr als 2200 Arbeitsplätze weg.
Jetzt also ist mit der Glasmanufaktur GMB in Tschernitz ein Zulieferer von Spezialglas für Solaranlagen insolvent. Den erhofften Resilienzbonus als Kaufanreiz für heimisches Solarglas hat es nicht gegeben und damit auch keine Hoffnung mehr, die Verluste zu reduzieren und irgendwann wieder Gewinne einzufahren.
Nun soll aber bitte niemand sagen, China sei für den Verlust von 243 Jobs in Tschernitz verantwortlich. China handelt nur vernünftig. Es treibt schon viele Jahre lang den als richtig erkannten Ausbau der erneuerbaren Energien voran und investierte dazu massiv in die erforderlichen Technologien. Unvernünftig waren die Bundesregierungen, die einen einst ebenfalls durch staatliche Förderung gewonnenen Vorsprung leichtfertig aufgaben und auch jetzt nicht bereit waren, die heimische Solarglasherstellung so zu unterstützen, dass sie überleben kann. Dabei will Deutschland bis 2045 klimaneutral sein. Dazu ist es auf China angewiesen – jetzt noch mehr als vorher schon.
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