Überdehnt

Ramon Schack über die angestrebte Osterweiterung der EU

  • Ramon Schack
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Westen steht vor einer weiteren schweren strategischen Niederlage. Nach der Flucht der USA aus Afghanistan, dem Scheitern des einst pathetisch verkündeten »Kriegs gegen den Terror«, dem Versagen bei den Nation-Building-Experimenten in Nord- und Subsahara-Afrika, entwickelt sich auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine zu einem Desaster für den Westen.

Dieser Rückschlag ist allumfassend und wird nicht nur auf geo- oder militärstrategischem Gebiet, sondern vor allem auch im ökonomischen Bereich und damit für die Bürger des Westens und der EU deutlich spürbarer als während vergleichbarer Krisen der Vergangenheit.

In Brüssel setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass die drakonische Sanktionspolitik des Westen gegenüber Moskau, die laut Ursula von der Leyen Russlands Wirtschaft »ins Wanken bringen« würde oder das größte Land der Welt gar »ruinieren«, wie es Außenministerin Baerbock fehlinterpretiert hatte, inzwischen die Wirtschaft der EU wanken lässt und zu ruinieren droht. Ihre aktuelle geopolitische Handlungsunfähigkeit verdeutlicht die EU durch die Verleihung des Kandidatenstatus für die Ukraine und Moldawien, der alles und nichts bedeutet und daher als reine Symbolpolitik abzutun ist. Eine Vollmitgliedschaft von Moldawien, vor allem aber der Ukraine, würde die EU nach jetzigem Stand ökonomisch überfordern und geopolitisch überdehnen, also zu einer Handlungsunfähigkeit verurteilen, vielleicht sogar zu einem Zusammenbruch.

Es darf daher nicht verwundern, dass man in Moskau sehr gelassen auf die neuen Osterweiterungs-Ambitionen der EU reagiert. Nebenbei werden die Staaten des Westbalkan von Brüssel brüskiert, denen von der EU schon seit dem Jahr 2003 eine Beitrittsperspektive vorgegaukelt wird, ohne das seitdem viel passiert wäre.

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