Wenn Krieg oder Krise kommen

Birthe Berghöfer über Nachholbedarf beim Katastrophenschutz

Solche Sirenen sollen die Bevölkerung bei Gefahrensituationen warnen. Manchmal sind sie aber auch kaputt.
Solche Sirenen sollen die Bevölkerung bei Gefahrensituationen warnen. Manchmal sind sie aber auch kaputt.

Extreme Dürre in ganz Europa, Hochwasser wie im Ahrtal oder auch der Krieg in der Ukraine: Katastrophen sind zur Normalität geworden. Der Schutz davor jedoch nicht. Das haben nicht zuletzt die Folgen der Flut im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gezeigt.

Aber auch ein Blick nach Schweden macht den Nachholbedarf beim deutschen Katastrophenschutz deutlich. Dort hat die Behörde für Zivilschutz 2018 eine Broschüre herausgegeben, die die Bevölkerung besser auf Wetterextreme, IT-Angriffe und sogar militärische Konflikten vorbereiten soll. Sie wurde an alle Haushalte im Land verschickt, und im Netz steht sie in 17 Sprachen zum Download bereit, darunter Arabisch, Farsi, Jiddisch und Somalisch. Außerdem wird die Broschüre in Leichter Sprache angeboten, vorgelesen, sie kann in Zeichensprache angeschaut oder in Blindenschrift bestellt werden.

Zum Vergleich: Das deutsche Äquivalent, die Broschüre »Katastrophenalarm! – Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen« steht auf der Webseite des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung.

In Schweden schrillen viermal im Jahr die Warnsirenen, um Anlagen zu testen, aber auch das Personal zu schulen. In Deutschland fiel 2021 der bundesweite Warntag aus, nachdem er ein Jahr zuvor durch erhebliche Mängel Schlagzeilen machte: Fehler in der Kommunikation, überlastete Server und kaputte oder längst abgebaute Sirenen hätten die Bürger*innen in einem tatsächlichen Notfall kaum gewarnt.

Der diesjährige Warntag am 8. September wird daher zeigen, wie gut man die Bevölkerung vor einer drohenden Gefahr warnen und schützen kann. Denn wie schlimm eine Katastrophe wird, hängt nicht nur vom Ereignis selbst ab, sondern auch davon, wie gut oder schlecht darauf reagiert wird. Eine informierte Bevölkerung und ein funktionierendes Hilfesystem sind daher das A und O im Katastrophenschutz. Hier hat Deutschland eindeutig Nachholbedarf.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal