Werteordnung wird abgeschoben

Max Zeising kritisiert die Flüchtlingspolitik von Annalena Baerbock

  • Max Zeising
  • Lesedauer: 2 Min.

Von einer »Werteordnung« ist dieser Tage häufiger die Rede: Der russische Präsident Wlamimir Putin habe die Werte des Westens angegriffen, die Nato als sogenanntes Wertebündnis müsse dagegen gestärkt werden. Nun ist es vollkommen richtig, diesen Kriegstreiber nicht einfach gewähren zu lassen. Doch ebenso ist der Westen in der Pflicht, unter Beweis zu stellen, dass es ihm wirklich um Werte und nicht (nur) um Macht und Einfluss geht – und zwar in allen Politikbereichen.

Zu den Werten, die es zu erkämpfen und zu bewahren gilt, gehören auch Recht und Gerechtigkeit im Sinne einer humanen Flüchtlingspolitik. Die Tatsache, dass Annalena Baerbock (Grüne) – anders als noch in der Opposition – als Außenministerin nun offenbar akzeptiert, dass die libysche Küstenwache bis dicht vor die Tore Europas vorrückt, um Flüchtende abzufangen, steht einer vermeintlichen Werteorientierung aber diametral entgegen. Solange Baerbock weiter zulässt, dass Menschen Folter und Rechtsbruch ausgesetzt sind, verkommt jede Moralpredigt zu einem bloßen Lippenbekenntnis. »Europa droht sich weiter von seinem Wertegefüge zu verabschieden, denn wer auf Rückweisung auf hoher See setzt, Menschen an die libysche Küstenwache überführt, der bricht mit dem Völkerrecht.« Das sagte Baerbock selbst im Jahre 2018. Viel übrig geblieben scheint davon nicht – und das in Zeiten wie diesen, in denen das Völkerrecht ohnehin massiv beschädigt wird.

Und überhaupt: Was wurde nicht alles geschrieben über unsere Außenministerin? Sie stehe für einen neuen, erfrischenden Stil, lobten die Gazetten landauf, landab. In diesem Punkt aber führt sie den Stil der alten Bundesregierung nur fort. Erbärmlich!

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal