Spiel mit dem Feuer

Martin Ling über die Parlamentswahlen in Senegal

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Regierungskoalition von Präsident Macky Sall in Senegal spielt mit dem Feuer. Obwohl es bis zu einem offiziellen Endergebnis noch Tage dauert, rief die Spitzenkandidatin Aminata Touré präventiv den Kantersieg bei den Parlamentswahlen aus.

Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass die Regierungskoalition wieder gewonnen hat. Doch sich vorschnell zum Sieger auszurufen, wie es auch Präsident Macky Sall 2019 nach der Präsidentschaftswahl getan hat, entspricht nicht den demokratischen Gepflogenheiten, auf die das stabile Senegal zurecht stolz ist. Als eines der wenigen afrikanischen Länder erlebte Senegal in seiner postkolonialen Geschichte nie Bürgerkrieg oder die Willkür eines Militärregimes.

Allein die Proteste Anfang Juni mit vier Toten hätten die Regierungskoalition zum besonnenen Vorgehen nach der Wahl bewegen müssen. Denn dass die Opposition maximal eine demokratische Niederlage friedlich akzeptiert, ist absehbar. Dafür geht es bei diesen Wahlen um zu viel. Wer im Parlament die Mehrheit hat, hat beste Aussichten für die Präsidentschaftswahlen 2024. Touré hat mit ihrem Vorpreschen die Saat für neue Proteste gelegt.

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.