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Keine Freiheit ohne Barrieren

Dem fünften Teil der Videospielserie Forza Horizon fehlt es an Innovationen. Zudem müssen essenzielle Zusatzinhalte teuer erworben werden

  • Ralf Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein echtes Matchbox-Auto kostet weniger als eines im neuen Videospiel Forza Horizon 5.
Ein echtes Matchbox-Auto kostet weniger als eines im neuen Videospiel Forza Horizon 5.

Eine offene Welt verspricht in Videospielen grenzenlose Freiheit, unendlich viel Spaß und eine kaum zu überblickende Menge an Action. So zumindest wollen es die Softwareunternehmen ihrer geneigten Kundschaft an die Hand geben. Ohne weitere Probleme gelingt es den Studios, eine beeindruckend große Arena zu programmieren, in der man sich allein aufgrund der Größe komplett verlieren kann. Häufig mangelt es aber dann an der inhaltlichen Ausgestaltung der unendlichen Weiten.

Wiederkehrender Kritikpunkt an Open-World-Spielen sind deshalb die repetitiven Spielmechaniken. Sammle drei blaue Steine in den Tiefen des Waldes, entdecke vier Geheimnisse der seltsamen Feendarstellerin oder erschaffe fünf seltene Diamanten, deren Herkunft unterschiedlicher nicht sein könnte. Ständig unterwegs von Pontius zu Pilatus. Eine reine Beschäftigungsmaßnahme zwecks Erhöhung der Spieldauer, nicht aber des Spielspaßes.

Der neueste und fünfte Ableger der Forza-Horizon-Reihe versucht dieser bleiernen Routine etwas entgegenzusetzen. Das Rennspiel, von dem britischen Studio Playground Games entwickelt, möchte eine Mischung aus Festival und Autorennen darstellen. Zu fetziger Musik eine heiße Rille hinlegen, könnte man das Motto kurz zusammenfassen. Gegenüber dem Vorgänger lassen sich allerdings keine entscheidenden grafischen Verbesserungen oder gar größere Änderungen in der Art, wie der Spieler mit dem Spiel interagieren kann (Gameplay), erkennen.

Statt wie im vierten Teil im verregneten, jedoch gediegenen Großbritannien seine Runden zu drehen, geht es nun in Mittelamerika, in einem Mexiko ohne lästige Drogenmafia, auf die Piste. Der Standortwechsel ist zwar äußerst gelungen, aber es fehlt dem Spiel an Innovationen im altbekannten Um-den-Kreis-fahren-Wettbewerb. Zumal die Auswahl der zur Verfügung stehenden Vehikel im Gegensatz zur Vorgängerversion eher mager ist.

Großes Lob erhielten die Entwickler für die Implementierung der amerikanischen und britischen Gebärdensprache. Ein Novum in einem sogenannten Triple-A-Spiel (so werden die Blockbuster in der Branche bezeichnet). Deshalb konnte sich das britische Studio im Bereich Barrierefreiheit, einer Kategorie bei den alljährlichen Game Awards, einen der begehrten Preise sichern.

Doch von mehr Inklusivität kann nur in dieser bestimmten Hinsicht gesprochen werden. Die versprochene Barrierefreiheit hört nämlich spätestens bei den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln im Spiel auf. Bestimmte Fahrzeugtypen muss der Kunde mit echtem Geld bezahlen.

Bei vielen Open-World-Spielen sind über den normalen Kaufpreis hinausgehende Zahlungen dann fällig, wenn man gewisse Zusatzinhalte erwerben will. Das betrifft aber zumeist nur kosmetische Verbesserungen. Bei Forza Horizon 5 betrifft es dagegen das wichtigste Element des Spieles: die Autos. Neben üblichen Zusatzinhalten wie Streckenerweiterungen kann zusätzlich zum Hauptspiel ein Autopass mit 43 äußerst seltenen und somit begehrten fahrbaren Untersetzern für knapp 30 Euro erworben werden. Im Einzelpreis kostet solch ein Auto sogar knapp drei Euro. Selbst ein reales Matchbox-Auto ist billiger zu erwerben.

Eine Erkenntnis, die vielleicht den wissenschaftlichen oder administrativen Kenntnisstand nicht wirklich erweitert, aber nichtsdestotrotz immer wieder betont werden muss: Die von den jeweiligen Marketingabteilungen suggerierte Freiheit in Videospielen ist nicht nur im Bereich Gameplay eine Schimäre. Denn auch die Flucht in die virtuelle Realität endet wie im richtigen Leben sehr schnell an einer oft schwer überwindbaren Barriere, der Bezahlschranke.

Forza Horizon 5, Playground Games, Standard-Edition 69,99 Euro

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