Die Ignoranz der großen Leute

Keine Nachsicht mehr mit der Vernachlässigung der Kinderrechte

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 2 Min.

»Kinder müssen mit großen Leuten sehr viel Nachsicht haben«, lässt Antoine de Saint-Exupéry seinen »kleinen Prinzen« sagen. Doch wie viel Nachsicht denn noch?, will man fragen – angesichts einer nun schon über viele Jahre immer weiter wachsenden Zahl von Kindern hierzulande, die von Armut bedroht oder bereits betroffen sind. Seit 2015 ist die Quote um mehr als ein Prozent gestiegen. Damit waren im vergangenen Jahr 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche zumindest armutsgefährdet.

Ein Armutszeugnis für ein Land wie dieses, das 100 Milliarden Euro für seine Armee locker machen kann. Doch alimentiert wird von den großen Leuten in diesem System vor allem, was ihre Macht sichert. Die Kinder sind nach dieser Gesetzmäßigkeit eine zu vernachlässigende Größe, so wie sogenannte sozial schwache Erwachsene oft auch nur noch als Rechenbeispiele dienen, mit wie wenig man hierzulande angeblich gut zurechtkommen kann. Es sei denn, es stehen Wahlen ins Haus – dann gibts ein paar Einmalzahlungen und mehr oder weniger populistisches Geklingel, um ihre Stimmen zu bekommen. Kinder haben nicht mal dieses passive Druckmittel.

Und so lernen schon früh im Leben Millionen von ihnen in Deutschland und noch viel mehr in der ganzen Welt, dass der »soziale Status« von Mama und Papa ihr Schicksal und Verhängnis ist und bleibt, weil ihre universellen Kinderrechte die großen Leute kaum interessieren. Erwachsene aber sollten den natürlichen Gerechtigkeitssinn der Kinder fördern und sie gern auch ein bisschen zornig und ungeduldig werden lassen. Denn die Nachsicht des »kleinen Prinzen« ist zwar ein schönes literarisches Bild, taugt aber nicht für die Realität.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal