Kein Geld für Seenotretter: Todesurteil für Geflüchtete

Christian Klemm über die Notwendigkeit einer zivilen Seenotrettung

Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch
Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch

Diese Entscheidung ist ein Todesurteil für viele Menschen: Die Bundesregierung stellt seine Zahlungen an zivile Seenotretter im Mittelmeer ein. Damit wird ein Fiebertraum der Union in die Tat umgesetzt. Ihrer Auffassung nach förderten eben jene, die zwischen Tunesien und Italien auf der Suche nach Menschen in Seenot sind, die Migration nach Europa. Das ist natürlich Blödsinn. Denn Menschen aus Afghanistan, Syrien, Somalia oder dem Iran werden weder von einer Organisation noch von zwielichtigen Schleppern dazu ermutigt, in eine kaum seetüchtige Nussschale zu steigen, um damit die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer zu wagen. Es sind Armut, Krieg, Hunger und Unterdrückung, die sie in die Boote steigen lassen.

Zudem füllen die zivilen Seenotretter lediglich eine Lücke. Denn eigentlich sind die Staaten der Europäischen Union dafür verantwortlich, Menschen auf Booten in Lebensgefahr aus dem Meer zu retten. Auch Deutschland, das wesentlich die Politik in Brüssel bestimmt und die »Festung Europa« erst möglich gemacht hat.

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Doch anstatt ihren Job im Mittelmeer zu machen, hat Brüssel mit Tunesien, Marokko und Mauretanien eine gemeinsame Migrationsabwehr vereinbart. Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich in ihren Heimatländern hoch verschuldet haben, um flüchten zu können. Es ist auch verlogen. Denn nur zu gerne unterstreicht die politische Klasse in Brüssel, dass man die Menschenrechte achte, und lässt dann doch Menschen an ihren Außengrenzen einen qualvollen Tod sterben. Jetzt noch mehr als davor schon.

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