Schwierige Tage für den FC Bayern

Umstrittene Verbindungen nach Katar – die Münchner stehen nicht nur sportlich unter Druck

  • Maik Rosner, München
  • Lesedauer: 4 Min.
Bayernmitglied Michael Ott forderte bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr, das Katar-Sponsoring beim FC Bayern zu beenden.
Bayernmitglied Michael Ott forderte bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr, das Katar-Sponsoring beim FC Bayern zu beenden.

Den FC Bayern erwartet an diesem Wochenende eine doppelte Herausforderung. Am Sonntag steht für die Münchner Fußballer das Duell gegen den Tabellenzweiten SC Freiburg an. Dieses Duell stufte Trainer Julian Nagelsmann als »sehr wichtig« ein, »um auch in der Bundesliga wieder die richtige Richtung einzuschlagen«, wie der Trainer nach zuletzt nur einem Sieg sowie vier Unentschieden und einer Niederlage in der Liga befand.

Zuvor richtet sich der Blick beim Bundesligadritten FC Bayern aber auf die Jahreshauptversammlung an diesem Sonnabend. Auf dem Mitgliederkonvent steht neben der Wiederwahl des Präsidiums mit Herbert Hainer an der Spitze auch das Streitthema Sponsoring aus Katar auf der Agenda. Dass es zu ähnlichen Tumulten kommen wird wie bei der JHV im November 2021, die mit einer regelrechten Rebellion vieler anwesender Mitglieder gegen Präsidium und Vorstand endete, ist unwahrscheinlich. Allein schon, weil der FC Bayern diesmal besser vorbereitet ist und unter anderem am 4. Juli eine Podiumsdiskussion zum Streitthema veranstaltet hatte. Am Dienstag veröffentlichte der Verein auf seiner Internetseite zudem Antworten auf den damals eingereichten Fragenkatalog der kritischen Mitglieder Michael Ott und Robin Feinauer.

Ein Abend des Aufstands

Auf diese Antworten können sie beim FC Bayern nun auf der JHV verweisen. Ob dies die kritischen Mitglieder zufriedenstellen wird, ist allerdings fraglich. Zumal der FC Bayern immer wieder durchblicken lässt, am umstrittenen Sponsoring durch Qatar Airways ebenso festhalten zu wollen wie an den Trainingslagern im Emirat.

Vor knapp einem Jahr war Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Ende der JHV im Chaos spontan ans Pult getreten, um dann doch von einer Rede abzusehen. Er wäre wohl auch nicht durchgedrungen. »Vorstand raus« und »Wir sind Bayern und ihr nicht«, riefen viele der anwesenden 780 Mitglieder. Es war ein Abend des Aufstands, an dem sich die kritischen Mitglieder in der Katar-Debatte übergangen fühlten und es als undemokratisch empfanden, dass der FC Bayern den Diskurs verweigerte. Hoeneß wirkte angesichts des Aufstands geschockt. »Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich je beim FC Bayern erlebt habe«, sagte er damals.

In den vergangenen Wochen hat sich Hoeneß mehrfach zum Thema geäußert. Zunächst behauptete er Ende September bei einem Anruf im Sport1-»Doppelpass«: »Die WM, das Engagement des FC Bayern und andere Sportaktivitäten in der Golf-Region werden dazu führen, dass die Arbeitsbedingungen für die Menschen dort besser werden.« Am vergangenen Sonntag sprach sich Hoeneß für eine Verlängerung des derzeit bis 2023 laufenden Vertrags mit Qatar Airways aus. Das wirkte, als bereite er das Publikum darauf vor, was der Vorstand offiziell erst nach der WM entscheiden will.

Kritik an Geschäftsbeziehungen

Das kritische Vereinsmitglied Ott will das Präsidium vor der Wiederwahl auf der JHV zum Thema Katar befragen. Die Geschäftsbeziehungen ins Emirat hält er nach wie vor für falsch. »Den Rahmen, in dem man sich bewegen sollte, setzen die Menschenrechte. Wenn man für ein Regime, das Menschenrechte massiv verletzt, Imagewäsche betreibt, dann stützt man dieses Regime und beteiligt sich damit indirekt an der Verletzung der Menschenrechte. Das ist inakzeptabel«, sagte Ott gegenüber »nd«. Hoeneß’ Argumentationslinie, die auch Hainer vorträgt, kann Ott nicht nachvollziehen. »Ich finde es schon bemerkenswert, dass der FC Bayern für sich in Anspruch nimmt, zu Veränderungen beizutragen, obwohl er diese gar nicht anstößt«, so Ott. »Der FC Bayern kritisiert gar nichts. Gleichzeitig aber die Erfolge anderer für sich in Anspruch zu nehmen, finde ich fragwürdig, wenn man sich nicht am öffentlichen Druck beteiligt.«

Die Geschäftsbeziehungen mit Katar stehen für einen Teil der Mitglieder im Widerspruch zu jenen Werten, die der Verein vorgibt zu vertreten. Im BR-Fernsehen hatte Hainer am vergangenen Sonntag auf das Modell des FC Bayern verwiesen, »das auf drei Säulen ruht«, wie er in seiner kleinen Bewerbungsrede für seine Wiederwahl erklärte: »Wir wollen maximalen sportlichen Erfolg haben. Wir wollen wirtschaftliche Stabilität für den Verein und für die Mitarbeiter haben. Und wir wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden.« Letzteres passiert aus Sicht der kritischen Mitglieder im Fall Katar nicht.

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